Ochsenhausen. Wenn ein Gabelstaplerfahrer aus dem minus 18 Grad Celsius kalten Kühlhaus auf den sonnenbeschienenen Hof fährt, wird das klimatisch in der Führerkabine schwierig. Nicht so bei Modellen von Wölfle: Die Anlagen des Mittelständlers aus dem oberschwäbischen Ochsenhausen erkennen die Temperaturschwankung vorab und gleichen sie aus – noch bevor in der Kabine ein Unterschied zu merken ist.
Auszeichnung für die raffinierte Lösung
„Das ist einzigartig in unserer Branche“, sagt Thomas Wölfle (37) stolz, der 2009 die Geschäftsführung von seinem Vater übernahm. Für dieses Klimasimulationsmodell, das er zusammen mit einem Kunden entwickelt hat, wurde das Familienunternehmen kürzlich sogar als einer der 100 innovativsten Mittelständler Deutschlands ausgezeichnet.
Eingesetzt wird die raffinierte Technik für die Fahrerkabine zum Beispiel in Baumaschinen, Feuerwehrfahrzeugen oder Traktoren. Blickt man in die Werkhalle, stehen dort zunächst die zusammengeschweißten stählernen Rahmen der Fahrerkabinen. Was dann passiert, ist Hightech: Mit dem Einbau der Klimaanlage lässt sich die Temperatur in der Kabine nun vorausschauend regeln.
Das geht so: Die Anlage bezieht die Außentemperatur und die Sonneneinstrahlung, aber auch die Größe der Fensterflächen oder die Temperatureigenschaften unterschiedlicher Materialien wie Glas oder Stahl mit ein.
Inzwischen interessiert sich bereits die Auto-Industrie für das Know-how aus Ochsenhausen: BMW hat das Unternehmen ins Boot geholt, um an der Klimatisierung künftiger selbstfahrender Autos mitzuarbeiten. „Wenn der Fahrer nicht mehr selber fahren muss, wird der Wohlfühlfaktor im Auto noch wichtiger als heute“, erläutert Wölfle die Überlegung, die hinter dem Projekt steht. Für die Zukunft ist der Chef zuversichtlich: „Wir haben unsere Nische gefunden.“ Eine gute Nachricht für die insgesamt 420 Mitarbeiter, von denen 270 am Stammsitz arbeiten und 150 in zwei weiteren Werken in Tschechien und Marokko.
Großer Erfolg mit kleinen Stückzahlen
Zudem die Nische nicht nur aus der Fertigung von Klimaanlagen und komplett ausgestatteten Fahrerkabinen besteht. Bei Wölfle werden auch Kabel und Elektronikbauteile gefertigt. Wobei es in allen Geschäftsbereichen um individuelle Lösungen mit mittleren Stückzahlen geht.
So haben etwa die Ingenieure um Entwicklungsleiter Peter Geigle erst jüngst ein Bedienpult für einen Straßenfertiger entwickelt, das Wind und Wetter, Dämpfe und Feuchtigkeit auf Baustellen schadlos übersteht. Möglich macht das eine spezielle Folientastatur.
Und selbst die Fahrerkabinen, die nur noch auf die Maschinen aufgesetzt und angeschlossen werden müssen, sind Spezialprodukte: 400 bis 800 Stück sind es pro Serie, die in Ochsenhausen die Fabrikhallen verlassen.