Essen. Folgt auf den Atomausstieg das Aus für die Kohle? Nachdem 19 Staaten auf dem Bonner Weltklimagipfel einen Abschied bis 2030 beschlossen haben, wird das Thema hierzulande drängender. Auch bei den schwierigen Gesprächen für ein Regierungsbündnis war es einer der Knackpunkte.

Warum ein schneller Ausstieg aus der Braunkohleverstromung für Deutschland ein Problem wäre: hier die Fakten.

  • Die Kraftwerke. 20 Kohlemeiler sofort abzuschalten, wie von den Grünen angestrebt, wäre ein Risiko für die Versorgungssicherheit, erklärt Professor Manuel Frondel vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI. „Damit würden acht Gigawatt Leistung vom Netz gehen – das ist etwa so viel, wie die letzten sieben Kernkraftwerke haben, die wir bis 2022 abschalten.“ Nach einem Komplett-Ausstieg aus Kohle und Atom bis zum Jahr 2030 würden insgesamt 60 Gigawatt fehlen. „Das wären etwa drei Viertel dessen, was hierzulande im Winter an Erzeugungsleistung nötig ist.“
  • Die Blackout-Gefahr. Bis jetzt komme der Strom „sicher aus der Steckdose“, so Frondel. „Da sind Schwierigkeiten absehbar.“ Beim boomenden Ökostrom (Anteil im ersten Halbjahr: 38 Prozent) sei das Problem, dass Sonne und Wind nicht gleichmäßig verfügbar sind. Pumpspeicherkraftwerke können nur einen Bruchteil der Energie speichern. Versorgungssicherheit aber ist für Unternehmen und Gesellschaft existenziell wichtig.
  • Der Strompreis. „Ein abgeschriebenes Kohlekraftwerk liefert Strom für 2 Cent je Kilowattstunde“, sagt Frondel. Ein Ausstieg würde den hohen deutschen Strompreis weiter nach oben treiben – eher schlecht für Arbeitsplätze in der Industrie. Und: 21 000 Menschen leben direkt von der Braunkohle.
  • Die Klimaziele. Allerdings hat sich Deutschland international darauf festgelegt, den Klimagas-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Erreicht wurden bis 2016 erst minus 28 Prozent.

Die Anstrengungen gehen weiter. Manche der Staaten, die laut dem Bonner Beschluss aussteigen wollen, setzten übrigens auf Erdgas oder Kernenergie.