Marktheidenfeld/Regensburg. Job und Kind unter einem Hut – das ist eine Herausforderung für berufstätige Eltern. Für Betriebe der bayerischen Metall- und Elektroindustrie ist es allerdings selbstverständlich, Mütter und Väter dabei, so gut es geht, zu unterstützen.

Knapp 200 Teilzeitmodelle bietet etwa das auf Sonnenschutztechnik spezialisierte Familienunternehmen Warema im unterfränkischen Marktheidenfeld an. „Wir stellen uns individuell auf die unterschiedlichen Lebensphasen unserer Mitarbeiter ein“, sagt Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende der Warema Renkhoff SE. „Wir sind bei der Arbeitszeitplanung unserer Mitarbeiter sehr flexibel, und zwar auch, wenn mal etwas nicht nach Plan verläuft.“

Darüber hinaus reserviert die Firma Kita-Plätze in umliegenden Betreuungseinrichtungen. Und um die Eltern zu entlasten, die gerade in der sommerlichen Hochsaison Markisen fertigen, gibt es seit zehn Jahren eine betriebsinterne Kinder-Ferienbetreuung.

Arne Löken, technischer Informatiker bei Warema, bringt seine Tochter Michelle regelmäßig dort hin. „Für uns ist das ein Top-Angebot, gerade weil meine Frau und ich berufstätig sind.“ Er freut sich, die Achtjährige gut aufgehoben und nur wenige Meter entfernt von ihm zu wissen. Am „Besuchstag“ darf sie auch mal seinen Arbeitsplatz besichtigen und Zeit mit ihm verbringen.

Egal, welche Motive die Mitarbeiter haben: Sofern es betrieblich möglich ist, richten sich Firmen schon heute sehr stark nach den individuellen Wünschen. Dies belegte letztes Jahr das Kölner Beratungsunternehmen IW Consult mit einer Umfrage unter bundesweit 1.380 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie – die Ergebnisse sind auch für Bayern repräsentativ: Drei von vier Betrieben bieten Teilzeit, mehr als zwei Drittel zudem individuelle Arbeitszeiten oder flexible Tages- und Wochenarbeitszeit. Für Eltern, die den Sprössling von der Kita abholen, eine echte Erleichterung.

Kind und Beruf sind bei Wei Manske-Wang (44) indes kein Thema mehr. Ihr Sohn ist 19, geht eigene Wege. Aber die gebürtige Chinesin möchte sich persönlich weiterentwickeln. Und hat mit der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) in Regensburg einen Arbeitgeber, der ihr dies ermöglicht. Seit 2006 arbeitet sie dort im strategischen Marketing. Und sie hat erlebt, wie das Unternehmen die Regeln für flexible Zeiteinteilung immer großzügiger ausgestaltete.

Als sie 2010 berufsbegleitend ihre Doktorarbeit in Angriff nahm, sparte sie auf ihrem Zeitkonto Überstunden an, die sie in der heißen Schreibphase vor dem Abgabetermin in freie Tage umwandelte. „Ein Glück“, sagt sie. „Ohne dies hätte ich die Promotion neben der 40-Stunden-Woche nicht geschafft.“

Sie schloss 2015 mit der Note 1,3 ab. Doch ihr Themenfeld, der rasche wirtschaftliche und technische Wandel in China, ließ sie nicht los. So sagte sie sofort zu, als kürzlich einer ihrer Doktorväter anklopfte, um sie zu einem Buchprojekt „Innovation der Mobilität, Europa vs. China“ zu überreden. „Aber wieder neben dem Job schreiben wollte ich nicht“, gibt sie zu. Und vereinbarte ein Sabbatical, das MR inzwischen eingeführt hat.

Flexibilität nützt der Firma und dem Mitarbeiter

„Meine Chefs und die Personalabteilung waren sehr unterstützend“, freut sich Manske-Wang. „Innerhalb weniger Tage hatte ich alle Unterschriften für den Antrag beisammen.“

Sie nahm im Mai frei, recherchierte und kam im Sommer, als im Betrieb viel zu tun war, zurück in den Job. Den September verbrachte sie vor Ort in China. Während der zwei Monate ihres Sabbaticals erhält sie 75 Prozent ihres Gehalts. Die Freistellung wird dadurch finanziert, dass sie im Gegenzug weitere sechs Monate für ebenfalls 75 Prozent Gehalt normal arbeitet.

Dass ihr Arbeitgeber so schnell zustimmte, liegt laut Manske-Wang auch an der Unternehmenskultur. Weiterbildung wird stark gefördert. Und MR hat ebenfalls etwas davon: „Meine neuen Erkenntnisse fließen ja auch in meine Arbeit ein.“

So wie die Sabbaticals regelt MR vieles andere ganz individuell: Tages- und Wochenarbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Job-Sharing. Wo es möglich ist, darf man auch von zu Hause aus arbeiten. „Homeoffice ist durch die digitale Technik wirklich komfortabel geworden“, sagt Manske-Wang. Sie nutzt das selten, weil sie direkte Kontakte zu Kollegen schätzt. „Aber wenn ich in Ruhe daheim eine Ergebnispräsentation fertig machen will, ist das super.“

Lesen Sie in diesem aktiv-Themen-Special alle Fakten zum Thema Arbeitszeit. Hier geht’s zur Einführung.

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