Berlin. Diese Frage kennen und fürchten Eltern: „Mami, darf ich mir das kaufen?“, gleichzeitig schwenkt der Sprössling wahlweise den „Lillifee“-Comic, das „Yps“-Heft oder den Schokoriegel. Das kategorisch geäußerte Nein lässt den Nachwuchs allerdings unbeeindruckt. Er hat ja sein Taschengeld.
Allein 2015 belief es sich bei den 6- bis 13-Jährigen auf mehr als 1,7 Milliarden Euro, so die Marktstudie „Kids-Verbraucheranalyse 2015“ des Comic-Verlags Egmont Ehapa in Berlin. Dafür wurden knapp 2.500 Kinder und ihre Eltern zu ihrem Konsumverhalten befragt.
Im Schnitt waren das mit monatlich 26,35 Euro 4 Prozent weniger als 2014. Doch das wiegen üppige Geldgeschenke zu Feier- und Geburtstagen auf: 209 Euro pro Kind, insgesamt 840 Millionen Euro allein letztes Jahr. Grund ist der demografische Wandel. „Immer weniger Kinder treffen in den Familien auf immer mehr spendable Großeltern und Verwandte“, erklärt Ursula Winklhofer, Referentin beim Deutschen Jugendinstitut in München.
Taschengeld, Geldgeschenke und Sparkonten, auf denen knapp 2,8 Milliarden Euro liegen – da kommt eine stattliche Summe zusammen: Über 5 Milliarden Euro stehen den Mädchen und Jungen zur Verfügung. Das macht sie zu einem lukrativen Markt mit wachsender Bedeutung. Ganz oben auf der Kauf-Liste der kleinen Kunden stehen Süßigkeiten. 63 Prozent der befragten Kinder geben dafür ihr Taschengeld aus. Nach Keks und Kaugummi folgen Comics. Jedes zweite Kind schlägt bei Gedrucktem zu.
In Spielzeug investieren immerhin noch knapp 20 Prozent ihren monatlichen Obolus. „Was sie sich für ihr Taschengeld kaufen, können etwa drei Viertel der Kinder selbst entscheiden“, sagt Expertin Winklhofer.
Solche Freiheiten gestehen viele Eltern ihren Kindern auch anderswo zu: 84 Prozent der 10- bis 13-Jährigen entscheiden laut der Studie mit, was als Essen auf den Tisch kommt, ungefähr genauso viel, was sie sich zum Anziehen kaufen. Auch bei Urlaubs- und Freizeitplanung haben sie ein wichtiges Wort mitzureden. „Eltern setzen dabei auf Teilhabe und Verhandeln“, so Winklhofer.
Eine Entwicklung, die in den 90er-Jahren begonnen hat und der Wirtschaft nach Schätzungen des Hamburger Marketing-Experten Tobias Effertz jährlich 70 Milliarden Euro Umsatz bringt. Darin enthalten sind auch die Quengelkäufe an der Kasse. Expertin Winklhofer rät: Locker bleiben.
„Lassen Sie Ihr Kind dabei selbst entscheiden. Dafür sind andere Dinge eben nicht drin.“ Genau das sei ja das Ziel von Taschengeld: den vernünftigen Umgang mit Geld zu lernen.