Wenn eine Kette mit 3000 Kilo Bruchlast reißt, knallt es ordentlich. Und wenn beim Brennschneiden die Funken sprühen, wird es heiß. Bange ist Karolina Grzelak bei beidem nicht. „Ich habe Respekt“, sagt die 19-Jährige, „aber keine Angst.“ Sie weiß, was im Metall steckt und wie man es klein kriegt. „Ich werde fürs Kaputtmachen bezahlt“, sagt sie und grinst.

Die junge Frau macht bei den Kettenwerken Thiele in Iserlohn eine Ausbildung zur Werkstoffprüferin. Hier werden die ganz schweren Dinger geschmiedet, aber auch „süße“ Fünf-Millimeter-Teile: Ketten und Zubehör für die Hebe- und Fördertechnik, etwa im Bergbau. 5.000 Artikel insgesamt, und alle kommen bei den Werkstoffprüfern auf den Tisch.

„Wir testen Härte und Zugfestigkeit, untersuchen das Gefüge“, beschreibt Karolina ihre Aufgaben. Es geht um die Kontrolle und Entwicklung von Produkten, aber auch schon mal um Reklamationen: „Wir müssen dann herausfinden, ob der Fehler bei uns oder beim Kunden liegt. Wir sind Doktor und Detektiv.“

Es wird geschliffen, poliert und geätzt. Die Feinarbeit an Lichtmikroskop und Computer gehört ebenso zum Job wie das Berechnen von Zugkräften und das Schneiden der Proben. Diese Abwechslung ist es, die sie begeistert: „Nur Büro – das wär nichts.“ Im Zupacken ist sie geübt. Als Torfrau beim Landesligisten SV Oesbern hält sie ihren Kasten sauber und schafft es als Trainerin der drei- bis sechsjährigen Nachwuchskicker, auch einen Sack Flöhe zu hüten.

Präzise und zielstrebig, wie sie ist, hat sie ihren Traumjob nicht zufällig gefunden: „Ich habe das Buch Ausbildungsberufe von A bis Z durchgeackert und dann ein Praktikum gemacht.“ Schreiben könne man schließlich viel, es komme auf die Praxis an. „Wenn ich den Beruf 50 Jahre machen will, informiere ich mich lieber vorher.“

Wohlüberlegt hat sich die Realschülerin gegen ein Abitur und für die Ausbildung zur Werkstoffprüferin entschieden

Lehrer, Eltern und Freunde waren entsetzt, dass die Realschülerin trotz guter Noten „nur“ eine Ausbildung macht. „Aber ich brauch das Abitur nicht für das, was ich will. Und studieren kann ich später trotzdem.“

Selbstbewusst und offen kam sie mit knapp 16 Jahren in den Betrieb und hat dort als eine von rund 40 Azubis ihren Weg gemacht – „Karo kennt fast jeder“, sagt ihr Ausbilder Markus Schwarzkopf. Als Ausbildungsbotschafterin versucht sie inzwischen, auch andere Jugendliche für ihren Beruf zu begeistern.

In ihrem Job mag sie es rustikal, heavy metal in Reinkultur. Aber sie kann auch anders. Mit ihrem Freund zählte sie ein Jahr lang zum Hofstaat des Iserlohner Schützenkönigspaares, mit allem, was dazugehört: vom großen Ball bis zum Seniorennachmittag – und der Kutschfahrt durch die Stadt beim großen Schützenumzug. „Da fühlt man sich schon ein bisschen wie eine Prinzessin“, sagt sie und strahlt.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Ich habe mich gründlich über verschiedene Ausbildungsberufe informiert und dann gezielt bei Thiele ein Praktikum gemacht

Was reizt Sie am meisten?

Der Beruf ist sehr abwechslungsreich. Computer, Labor, Technik – hier habe ich alles.

Worauf kommt es an?

Man muss sehr genau arbeiten, erst überlegen, dann machen. Und man sollte immer offen für Neues sein.