Bochum. „Mach Ideen groß“, so lautet in diesem Jahr das Motto von „Jugend forscht“. Gleich 9.386 Nachwuchstalente hatten sich bundesweit für die 58. Runde angemeldet, davon 1.288 in Nordrhein-Westfalen. Erstmals in der Geschichte des Nachwuchswettbewerbs übersprang der Mädchenanteil bei den Anmeldungen die 41-Prozent-Marke.

Beim Landeswettbewerb Ende März stellten nun 75 Teilnehmende 48 Projekte aus sieben Bereichen der Jury vor. Was sich die findigen Chemie-Talente haben einfallen lassen, imponiert: aktiv hat sich bei den sechs Jugendlichen am Stand im Alfried-Krupp-Schülerlabor der Wissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum umgesehen.

Felix Möller und Falk Wannhof fahren zum Bundesfinale

Am Ende wurden alle Chemie-Stars mit Geld- und Sachpreisen ausgezeichnet. Die Besten ihres Fachs – Felix Möller und Falk Wannhof – treten nun vom 18. bis 21. Mai zum Bundesfinale in Bremen an. Neben der Präsentation der Projekte und der Bewertung durch eine Jury erwartet sie ein attraktives Rahmenprogramm. 

Die Highlights der Nachwuchsforscher

Felix Möller (17)
Lederalternative aus Abfall

Collegium Josephinum, Bonn

Seit 2018 bin ich von der Idee fasziniert, eine Lederalternative zu entwickeln, für die kein Tier sterben muss.“ In aufwendigen Versuchsreihen entwickelte Felix ein Produkt, das sich als veganes Leder vermarkten lässt. Dazu bildete er die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Leder aus pflanzlichen Rohstoffen nach. Und entwickelte so einen vollständig biologisch abbaubaren Ersatz für Leder. Damit wurde Felix jetzt Landessieger Chemie!

Falk Wannhof (14)
Myzo-bio-stik

Evangelisch Stiftisches Gymnasium Gütersloh

„Ich habe einen biologisch abbaubaren Kunststoff hergestellt, der gießbar, fräsbar und stanzbar und dadurch industriell verarbeitbar ist. Damit ist er eine Alternative zu Plastik. Das Besondere an meinem Kunststoff ist, dass er eine Schicht von Myzel – einem Pilzrasen – auf seiner Oberseite hat. Dadurch erreiche ich einen weichen Puffer auf einem eher festen Kunststoff. Das wäre eine Alternative zur klassischen Knallfolie.“ Mit dieser Idee errang Falk den Landessieg für das beste interdisziplinäre Projekt.

Janine Görlitz (18)
„Indirect Air Electrolysis“ – Wasserstoffgewinnung

Antonianum, Geseke

„Bei der Wasserstoffproduktion muss man mithilfe der Wasserelektrolyse große Mengen Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen – das Wasser benötigt Trinkwasserqualität. Es braucht angesichts von Klimawandel und Dürre eine ressourcenschonende Alternative. Ich habe bestehende Ideen weiterentwickelt, um die großen, in der Luft gespeicherten Wasserreserven dafür zu nutzen.“ Ergebnis? Platz zwei und Sonderpreise.

Maximilian Julius Reimann (18)
Ausbeute und chemisches Gleichgewicht

Friedensschule, Hamm

„In der Chemie passt alles auf eine schöne Art zusammen. Sie schafft Ordnung in dem Chaos, das wir Welt nennen. Ich habe mit einem theoretischen Projekt teilgenommen, an dem ich vorher schon in Grundzügen geforscht habe. Dabei geht es um das Kc-η-Verhältnis: Das ist eine mathematische Beschreibung des Verhältnisses zwischen der Gleichgewichtskonstante und der Ausbeute einer chemischen Gleichgewichtsreaktion unter gewissen Voraussetzungen.“ Glückwunsch zum dritten Platz.

Marla Simon (17)
Energiespeicherung mit Lithium-Ionen-Batterien

Gesamtschule Brüggen

„Ich beschäftige mich mit Lithium-Ionen-Batterien und deren Optimierung. Denn Akkus sind wichtig, um Energie aus erneuerbarer Energie speichern zu können. Der Einsatz ist unter anderem bei der E-Mobilität sehr relevant: Akkus sollen eine möglichst hohe Energiedichte aufweisen und schnellstmöglich geladen werden können. Hier kommt der Lithium-Ionen-Akku ins Spiel – zurzeit der leistungsfähigste Batterietyp mit idealen Bedingungen für die Elektrochemie.“ (Sonderpreis)

Simon Heyer (18)
Bestimmung der Aktivierungsenergie

Berufskolleg Uerdingen

„Was ist eine Aktivierungsenergie? Kann man sie messen? Das habe ich mich gefragt und dazu experimentiert. Aktivierungsenergie ist die Energie, die bei einer chemischen Reaktion den Ausgangsstoffen zugeführt werden muss, damit es überhaupt zu einer Reaktion kommt. Durch meine Berechnungen kann ich die Aktivierungsenergie besser verstehen und weiß nun, dass sie die Temperaturabhängigkeit einer Reaktion anzeigt.“ (Sonderpreis)

Sabine Latorre
Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre ist spezialisiert auf Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Nebenbei schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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