Osterode am Harz. Einsatz in fernen Ländern – in denen immer wieder der Strom ausfällt: Die Service-Techniker der Piller Group lernen bei ihrer Arbeit die halbe Welt kennen. Denn das Unternehmen in Osterode am Harz produziert Anlagen, die eine unterbrechungsfreie Elektrizitätsversorgung sicherstellen – etwa in Rechenzentren, Banken und Kliniken. Die Technik ist komplex. Von gut 200 Millionen Euro Jahresumsatz entfällt etwa ein Viertel auf Wartung und Service.

Vor-Ort-Einsätze von bis zu sechs Monaten

Marko Lange (40) weiß, wovon die Rede ist. Er war so viel unterwegs, dass er Urlaubstage am liebsten zu Hause verbrachte. Mitten im Busch von Nigeria hat er an der Stromversorgung für ein Luxushotel gearbeitet. Er war vor Ort in Brasilien und, als die politische Lage dort noch stabil war, auch in Syrien.

„Die Aufenthalte haben unterschiedlich lang gedauert“, erzählt der gelernte Elektrotechniker. „Manchmal musste ich eine Woche vor Ort sein, manchmal sechs Monate.“

170 Techniker des Unternehmens installieren und kontrollieren weltweit die komplexen Systeme. Und sie stehen auf Abruf bereit: Auch wenn einmal Probleme auftreten, machen sie sich auf den Weg.

Die Service-Experten haben eine ausgeprägte Fachkompetenz, ihre Laufbahn begann meist in der Produktion in Osterode. Sie sind mobil, auch ein wenig abenteuerlustig. Und noch etwas ist Piller-Geschäftsführer Detlev Seidel ganz wichtig: „Es ist Vorausetzung, dass der Mitarbeiter auch im Kundenkontakt stark ist.“

Viele nützliche Eigenschaften also – die auf Marko Lange alle zutreffen. Er hat die Dienstreisen nicht gezählt: Zwölf Jahre lang war er für die Piller Group an den unterschiedlichsten Einsatzorten. Dabei hat er auch andere Mentalitäten kennengelernt.

Wer die Deutschen für genau halte, habe es noch nicht mit Japanern zu tun gehabt. „Die planen noch länger als wir, dafür veranschlagen sie weniger Zeit für die Inbetriebnahme. Aber wehe, dann klappt was nicht sofort. Dann sind alle entsetzt, dass nicht alles wie auf dem Papier funktioniert.“

In Indien dagegen werde im großen Maßstab improvisiert. „Übertrieben ausgedrückt: Erst wird die Anlage gebaut – und dann erst das Gebäude drumherum.“ Auch auf Gesundheitsrisiken ist zu achten: „Wer nach Manaus will, braucht guten Impfschutz – zum Beispiel gegen Gelbfieber.“

Ist man als Servicetechniker erst einmal vor Ort, hat man lange Tage: Das kann dann auch von 7 Uhr in der Früh bis 18 Uhr abends gehen. „Klar – ich habe ja keine Ferien dort gemacht“, erzählt Marko Lange. „Sondern auf schnelle Ergebnisse hingearbeitet.“

Oft musste er binnen kürzester Zeit starten, wenn die Techniker der Tochtergesellschaften oder die Partner im Ausland keinen Rat mehr wussten. „Morgens bin ich in Osterode ganz normal zur Arbeit gegangen, nachmittags saß ich schon im Flugzeug – immer mit dem kompletten Werkzeug im Gepäck.“

Irgendwann hat sich Lange dann entschieden, umzusatteln. Seit 2013 arbeitet er im Support des Unternehmens: Am Telefon und am PC unterstützt er tatkräftig die Service-Techniker. „Wenn ich hier in Osterode eine gute Anleitung geben kann, quasi auf der Schnittstelle zwischen Produktion und den Kollegen draußen, dann ist das ebenso wichtig wie früher die Tätigkeit vor Ort.“

Und klar: Manchmal springt er doch noch ein. Dann geht es wieder raus, wie kürzlich nach Japan.