Warum hat Deutschland immer noch so viele Arbeitslose? Und warum sind die Armen nicht reicher? Die Industriestaaten-Denkfabrik OECD liefert jetzt eine Antwort: weil ein großer Teil der Bevölkerung schon mit 15 abgehängt ist!
Jeder Sechste in diesem Alter kann so gut wie nichts in Mathe: Er scheitert an Aufgaben, die man locker einem Zehnjährigen zutrauen würde. Jeder Siebte kann nicht richtig lesen, jeder Achte steht auf Kriegsfuß mit Bio, Chemie, Physik. Was folgt, kann man in amtlichen Statistiken nachlesen. Jährlich 50.000 schmeißen die Schule. Von den 20- bis 29-Jährigen haben 1,4 Millionen keine Ausbildung und sind auch nicht dabei, eine zu machen.
Ein menschliches Desaster – und eine enorme Verschwendung. Die OECD-Experten beziffern sie auf 3.600 Milliarden Euro. So viel Wohlstand würde Deutschland über die Zeitspanne eines Arbeitslebens zusätzlich erwirtschaften, wenn abgehängte Schüler Anschluss fänden: wenn es also gelänge, sie auf einer Skala mit sechs Leistungsstufen wenigstens von der letzten auf die vorletze zu hieven.
Wie viel Spielraum nach oben ist, zeigen die Bildungsforscher mit einem Satz, der bei uns allen die Alarmglocken schrillen lassen sollte: „Die 10 Prozent Schüler in Schanghai, die die ärmsten und ungebildetsten Eltern haben, sind im Schnitt immer noch besser als das Viertel der Schüler in Deutschland, die aus besten Elternhäusern kommen.“ Die OECD empfiehlt deshalb: „Die besten Lehrer für die schwierigsten Schüler!“ Sie plädiert eindringlich für viel Kindergartenbesuch. Und stellt übrigens klar: Von zwei Schülern, die aus ansonsten vergleichbaren Elternhäusern kommen, hat das Ausländerkind keineswegs schlechtere Noten.