Hannover. Die Welt der Logistik blickt nach Hannover: Mehr als 2.100 Unternehmen präsentieren ihre Innovationen auf der IAA Nutzfahrzeuge. Vom 20. bis zum 27. September werden mehr als 250.000 Besucher erwartet. Die großen Themen: Vernetzung, alternative Antriebe, Sicherheit.
Mit Spannung wartet die Fachwelt darauf, was die Hersteller in Sachen „Platooning“ zu bieten haben: Mehrere Lkws fahren hintereinander, nur der erste wird von einem Fahrer gesteuert! Die übrigen folgen autonom.
Bereits in weniger als fünf Jahren kann es so weit sein, sagt Bernhard Mattes, Präsident des Auto-Industrieverbands VDA: „Nicht nur als Versuch, sondern im Regelbetrieb.“ Zunächst beschränkt auf bestimmte Autobahnabschnitte.

Bei technologischen Neuerungen gehören die deutschen Lkw-Hersteller mit ihren allein hierzulande 180.000 Beschäftigen zur Weltspitze. Doch sie stehen auch vor großen Herausforderungen: „Wir erleben gerade einen Wettlauf der Systeme bei der Entwicklung alternativer Antriebe“, sagt Branchenkenner Joachim Deinlein.
Hersteller haben ein Henne-Ei-Problem
„Die Hersteller müssen also in verschiedene Technologien zugleich investieren, um in jedem Fall dabei zu sein“, so der Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman in München. So werden in Hannover neben Elektroantrieben auch Gasantriebe und solche mit Brennstoffzelle zu sehen sein.
„Im städtischen und regionalen Verteilerverkehr geht der Trend klar zur Elektrifizierung“, erklärt Deinlein. „Die Reichweiten liegen inzwischen bei 300 Kilometern oder mehr. Für die Langstrecke gilt es aber andere Lösungen zu finden.“
Hybride, Gasantriebe oder Brennstoffzelle
Hybride, verschiedene Gasantriebe und die Brennstoffzelle liefern sich derzeit ein offenes Rennen. Zudem läuft ein Versuch mit Oberleitungen auf einer Pilotstrecke an der Autobahn A 5: Der Lkw nimmt Strom für die Fahrt ab und lädt gleichzeitig die Batterie auf.
„All diese Alternativen stellen die Hersteller sozusagen vor das Henne-Ei-Problem“, sagt Deinlein, „wenn die Infrastruktur noch nicht da ist, kann man schwerlich sagen, welche Technologie sich durchsetzen wird – und umgekehrt.“
Helfen würden da klare Vorgaben der Politik, auf Basis enger Zusammenarbeit mit Herstellern und Logistikbranche – auf EU-Ebene: „Wir können ja nicht eine Infrastruktur, etwa für Gasantriebe, nur in einem Land aufbauen“, sagt Deinlein, „in Zeiten internationaler Lieferketten wäre das fatal.“
Toter Winkel war gestern
Einen deutlichen Schritt nach vorn macht die Branche bei der Sicherheit. Abbiegeassistenten und Systeme aus Spiegeln und Kameras erhöhen den Überblick vom Lenkrad aus. Der tote Winkel soll damit endgültig der Vergangenheit angehören. Und Assistenzsysteme helfen, Kollisionen zu vermeiden.
Das alles hat seinen Preis: Rund 85.000 Euro muss man in so ein topmodernes Fahrzeug investieren.