Köln. Aktueller Befund einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW): Entgegen den meisten Berechnungen wird die Bevölkerung nicht schrumpfen, sondern wachsen. AKTIV sprach darüber mit Philipp Deschermeier, Autor der Untersuchung.
Warum kommen Sie zu anderen Ergebnissen als das Statistische Bundesamt?
Das hat zwei Gründe. Erstens unterscheidet sich die Datenbasis. Wir haben für unsere Studie Zahlen zu Geburten, Sterbefällen und Zuwanderung zugrunde gelegt. Das Statistische Bundesamt dagegen entwickelt darüber hinaus für seine Bevölkerungsvorausrechnung Szenarien, die so nicht unbedingt eintreten müssen. Zweitens sind in unsere Berechnung die hohen Flüchtlingszahlen der vergangenen zwei Jahre mit eingeflossen.
Und die sind der Grund dafür, dass wir in den nächsten Jahren wachsen.
Genau. Die Nettomigration, also die Summe aus Zu- und Abwanderung, führt bis zum Jahr 2021 zu einem Anstieg von jetzt 82 auf 84 Millionen Einwohner. In den nächsten 20 Jahren wird der Bevölkerungsrückgang, dessen Ursache ja die geringen Geburtenzahlen sind, mehr als ausgeglichen.
Das klingt doch nach einer guten Nachricht.
Sicher ist es gut, wenn wir mehr werden. Aber wir werden ja trotzdem älter. Und wenn die Generation der Babyboomer ab 2030 in Rente geht, kann auch die Zahl der Zugewanderten das nicht kompensieren.
Was hat das für Folgen?
Dem Arbeitsmarkt stehen trotz Zuwanderung weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter zur Verfügung. Das belastet unsere Sozialsysteme.
Und was ist jetzt zu tun?
Zuwanderer möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integrieren. Das Renteneintrittsalter erhöhen. Und noch bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass Frauen und Ältere arbeiten können.