In Krisenzeiten wird das Geld besonders knapp. Das macht es vor allem kleineren und mittleren Unternehmen schwer, ihre Zukunft und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter zu sichern. Wie hoch jetzt der Finanzierungsbedarf ist, weiß die L-Bank: Sie vergibt Fördermittel, auch für Innovationsprojekte. aktiv sprach mit Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands der L-Bank.

Warum leiden die Unternehmen im Südwesten so sehr unter der Corona-Krise?

Die baden-württembergische Industrie ist insgesamt sehr robust. Aber ihre starke Exportorientierung macht sie für den globalen Pandemieverlauf anfälliger als andere Branchen. Besonders in der Anfangsphase hat sich das belastend ausgewirkt und zu einem vergleichsweise starken konjunkturellen Einbruch geführt. Umgekehrt sorgen die inzwischen sehr konkreten Hoffnungen auf einen Impfstoff und die positive konjunkturelle Entwicklung in China hierzulande jetzt für eine größere Zuversicht.

Können kleine und mittlere Betriebe aktuell überhaupt noch in die Zukunft investieren?

Positiv ist, dass der Mittelstand finanziell sehr stabil und damit gut vorbereitet war. Die Einbußen im Frühjahr haben natürlich an den Eigenmitteln gezehrt. Trotzdem halten die baden-württembergischen Betriebe bisher weitgehend an ihren Investitionsprojekten fest. Sie schauen nach vorn und schöpfen die Möglichkeiten aus: In unserem Förderprogramm Innovationsfinanzierung 4.0 sehen wir sogar eine deutlich stärkere Nachfrage als im Vorjahr. Das zeigt, dass die Unternehmen auch die Zukunftsthemen nicht aus dem Blick verlieren.

Ist es mit solchen Finanzspritzen für die akute Krisenbewältigung denn getan? Und wie sieht es langfristig aus?

Je länger diese Krise andauert, desto wichtiger wird es, innovative Investitionsprojekte zu finanzieren, um die Möglichkeiten eines kommenden Aufschwungs dann von Anfang an ausschöpfen zu können. Dazu gehören Investitionen in die Digitalisierung oder in die Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz. Hierfür stellen wir als Förderbank des Landes mit der Digitalisierungsprämie Plus und einer Reihe von anderen Förderprogrammen die passende Unterstützung bereit.

Wie wirkt sich die zweite Corona-Welle auf die Situation der Betriebe aus?

Mit der zweiten Welle wird leider vieles wieder auf Anfang gestellt. Die Instrumente zur Zukunftssicherung sind weiterhin unverzichtbar – aber jetzt liegt vorerst wieder mehr Gewicht auf der Sicherung des betrieblichen Überlebens.