Frankfurt. Fast 600 Millionen Tonnen an Gütern transportiert die Bahn jedes Jahr in Deutschland, interne Werkstransporte mitgezählt. Für viele Branchen hat der Schienenverkehr große Bedeutung. Für den Nachfolger von Ex-Bahnchef Rüdiger Grube gilt aus Sicht der Industrie: Es gibt einiges zu tun. AKTIV hat dazu, stellvertretend für viele Industriezweige, Gerd Deimel befragt, Sprecher der Initiative Infrastruktur des Verbands der Chemischen Industrie (VCI).
Warum ist der Güterverkehr mit der Bahn so bedeutend?
Zum einen dürfen bestimmte Gefahrgüter, sogenannte Listengüter, nur per Bahn oder Schiff transportiert werden. Für viele Firmen kommen auch große Rohstoffmengen über die Schiene. Auf pünktliche Lieferung müssen sie sich verlassen können. Zum anderen hat das Bundeskabinett im November 2016 mit dem Klimaschutzplan ehrgeizige Ziele gesteckt. Bis 2030 soll der Schienengüterverkehr um 43 Prozent wachsen. So will man den höheren Schadstoffausstoß bei Lkw-Transporten vermeiden.
Was bedeutet das für den neuen Bahnchef?
Er muss einen großen Kraftakt leisten. Seit Mitte der 1990er Jahre gingen Investitionen in die Schieneninfrastruktur zurück. Viel muss optimiert werden: neue Gleisanlagen zur Lärmreduzierung, vereinfachte Rangiermöglichkeiten, durchgehende Elektrifizierung, zweigleisige Führung, Ausbau für Züge bis 740 Meter, intelligente Verknüpfung von Knotenpunkten inklusive Hinterland-Anbindung an Seehäfen. Und das über Landesgrenzen hinaus gedacht.
Inwiefern ist eine europäische Perspektive wichtig?
Deutschland ist für Güter ein wichtiges Transitland. Das wird mit zunehmender Marktausweitung nach Osten noch verstärkt, auch durch globale Produktion. Allein die Chemiebranche liefert 80 Prozent ihrer Produkte zur Weiterverarbeitung an Betriebe im In- und Ausland. Entsprechend vernetzt müssen alle Verkehrswege sein, auch mit den Westhäfen wie Antwerpen und Rotterdam.