Köln. Erstmals seit sechs Jahren kommt der Pilotabschluss für die Metall- und Elektro-Industrie (M+E) aus Nordrhein-Westfalen – dort ist die Branche in ganz besonderem Maße mittelständisch geprägt. Gerade für diese Betriebe sind flexible Elemente hilfreich, wie sie jetzt erstmals seit 2010 ins allgemeine Tarifwerk eingebaut worden sind. Was dahintersteckt, erklärt Arndt G. Kirchhoff, Präsident und Verhandlungsführer des Verbands METALL NRW.

Nach rund 14 Stunden Diskussion haben Sie quasi in der Morgendämmerung den Sack zugemacht – sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Es hat alle Elemente eines echten Kompromisses. Der Abschluss ist nicht mehr so hoch. Er ist nicht mehr so kurz. Und er ist nicht mehr so starr wie zuletzt – das war uns in NRW sehr wichtig.

Hatten die Tarifpartner beim letzten Mal denn überzogen?

Der Abschluss war zu hoch. Aber wir konnten jetzt den Trend zu hoher Abschlüsse der vergangenen Jahre stoppen, dieser Abschluss ist von Vernunft geprägt. Die Entgelterhöhung – zunächst 2,8 Prozent ab Juli und dann weitere 2,0 Prozent ab April 2017 – ist unter dem Strich vertretbar. Und sie bringt unseren Beschäftigten bei Null-Inflation erneut einen spürbaren Reallohnzuwachs. Die Laufzeit von insgesamt 21 Monaten gibt unseren Unternehmen Planungs- und Kalkulationssicherheit. Wobei ich mir da durchaus einen noch längeren Zeitraum gewünscht hätte.

Sehr wichtig waren Ihnen flexible Elemente in dem Tarifwerk. Warum?

Bezogen auf die Laufzeit steigt die Kostenbelastung der Unternehmen zwar spürbar weniger als zuvor. Aber für viele ist das immer noch schwer zu verkraften. Die differenzierende Wettbewerbskomponente, die wir jetzt vereinbart haben, gibt vor allem mittelständischen Betrieben die Chance, auf Basis des Flächentarifvertrags auf Schieflagen flexibel reagieren zu können. Ohne dieses Element wäre der Abschluss in NRW nicht gelungen.

Welche Möglichkeiten gibt es da genau – und wer entscheidet darüber?

Betriebe mit unterdurchschnittlicher Ertragslage können die für Juni vereinbarte Einmalzahlung von 150 Euro verschieben oder ganz streichen. Und die zweite Stufe der Entgelterhöhung um bis zu drei Monate verschieben. Das soll jeweils lokal geregelt werden, von den örtlichen Vertretern der Tarifparteien.

Trotz der langen Laufzeit sind weitere Gespräche mit der Gewerkschaft schon fest vereinbart?

Aus gutem Grund. Der Abschluss von Köln kann nur ein erster Schritt zu einer dauerhaften Trendwende in der Tarifpolitik sein. Echte Nachhaltigkeit erreichen wir erst, wenn wir auch in künftigen Tarifrunden Vernunft beweisen! Wir werden mit der IG Metall eine ernsthafte Debatte führen über eine dauerhaft flexible, innovative und faire Tarifpolitik. Das ist ein Signal zur Stärkung des Flächentarifvertrags – und damit des Standorts Deutschland.