Berlin. Der Ausbau der deutschen Datennetze muss deutlich beschleunigt werden. Das hat eine vom Wirtschaftsministerium beauftragte Expertenkommission kurz vor Weihnachten erneut gefordert. AKTIV sprach darüber mit Professor Martin Gornig, Experte für Industriepolitik im Berliner Wirtschaftsforschungsinstitut DIW.

Läuft was schief beim Netzausbau in Deutschland?

Ja, wir hinken hinterher. Bei den Glasfaseranschlüssen belegen wir unter 29 europäischen Ländern den vorletzten Platz. Und mit einer mittleren Übertragungsleistung von 13,7 Megabit landen wir nur auf Rang 17.

Bis 2018 strebt die Bundesregierung flächendeckend 50 Megabit pro Sekunde an.

Mit der Spezialtechnik Vectoring schaffen Kupferkabel sogar das Doppelte. Aber damit dürfen wir uns nicht zufriedengeben! In Zukunft benötigen wir das 10- bis 20-Fache an Leistung. Wir brauchen Gigabit-Netze.

Wofür das denn?

Ohne ultraschnelle Netze funktioniert Industrie 4.0 nicht. Wenn sämtliche Anlagen aller Werke einer Firma ständig Messdaten an die Zentrale schicken, damit die den Stand der Produktion oder den Verschleiß von Maschinen bewerten kann, geht das nur mit Highspeed. Unser Motto sollte also sein: Glasfaser braucht das Land! Die Politik sollte zügig einen konkreten Ausbau- und Förderplan entwickeln, um die privaten Investitionen in die richtige Richtung zu lenken.

Bis 2020 sind ja 4 Milliarden Euro Förderung vorgesehen.

Das ist viel zu wenig. Ein großflächiges Glasfasernetz kostet 80 Milliarden Euro. Aber man könnte das ultraschnelle Netz zunächst nur in Städten und Industrieregionen verlegen.

Was hat der Bürger davon?

Vor allem: sicherere Jobs, wenn das Land digitaler wird. Und natürlich bessere Bildqualität beim Streamen von Filmen.