Nürnberg. Flüchtlinge als künftige Fachkräfte – das erhoffen sich manche Firmen. Viele Angekommene bringen mehr Vorbildung mit als bisher vermutet. Das zeigt jetzt eine Umfrage bei 2.300 Zugewanderten über 17 Jahre, an der das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg beteiligt war. Mitautor Ehsan Vallizadeh zieht eine Bilanz, die auch Probleme der Integration benennt.
Was ist die wichtigste Erkenntnis aus der Umfrage?
Dass die Voraussetzungen gut für eine Integration der geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt sind. Viele von ihnen haben eine Menge drauf, sie haben Bildung und Berufserfahrung im Gepäck. Und sie sind mächtig motiviert.
Nennen Sie bitte Zahlen.
55 Prozent der Befragten haben zehn oder mehr Schuljahre absolviert. Und drei Viertel von ihnen bringen handwerkliche, technische oder kaufmännische Berufserfahrung mit – im Durchschnitt sind es 6,4 Jahre.
Das trifft aber nicht auf alle zu. Und die Standards sind kaum vergleichbar.
Dennoch kann man darauf aufbauen. Zumal viele Geflüchtete Ziele haben. Jeder Zweite strebt einen Schulabschluss an, zwei von dreien wollen eine Ausbildung oder ein Studium machen.
Ist wirklich alles so super?
Nein. Wir müssen mehr Flüchtlinge in die vorbereitenden Kurse holen. Nur jeder dritte Befragte lernt in einem Integrationskurs Deutsch. Und nur jeder 20. besucht einen jener Sprachkurse, die auch einen berufspraktischen Anwendungsbezug bieten. Die erleichtern aber den Sprung auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.
Apropos Jobs: Wie ist da die Zwischenbilanz?
47.000 Personen aus den Kriegs- und Krisenländern haben im vergangenen Jahr Arbeit gefunden. Damit hatten Ende September 162.000 dieser Menschen einen Job. Etwa 172.000 waren zuletzt arbeitslos. Bei einer halben Million Zuwanderern läuft das Asylverfahren. Es gibt also noch viel zu tun.