Stuttgart. Baden-Württemberg ist das Land der Erfinder und Innovationen. Doch auch hier gibt es Hemmnisse für die Wirtschaft. AKTIV sprach darüber mit Tobias Koch, Baden-Württemberg-Experte des Forschungsinstituts Prognos.
Warum ist Baden-Württemberg eigentlich so erfinderisch?
Es ist das Bundesland der Industrie: Sie stellt hier über 40 Prozent der Wertschöpfung. Und forscht sehr viel: 80 Prozent aller Forschungsausgaben kommen hier direkt aus der Wirtschaft, mehr als anderswo.
War der Südwesten früher nicht besonders arm und ländlich?
Ja. In der Landwirtschaft galt das Prinzip der Realteilung: Die Flächen wurden an alle Kinder zu gleichen Teilen vererbt und waren irgendwann zu klein, um die Familien zu ernähren. Daraus entstand eine Handwerks- und Tüftlertradition. Dazu hat das Land schon früh auf Bildung gesetzt. Aus kleinen Keimzellen entstanden große Unternehmen …
Doch der Standort hat heute bestimmt auch Nachteile.
Es wird für viele Betriebe zum Beispiel schwieriger, ausreichend Fachkräfte zu finden. Weil sie vor allem Nachwuchs in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik brauchen, sollten diese Fächer noch stärker in den Schulen platziert werden. Und wir haben Defizite bei der Infrastruktur.
Es gibt also zu wenige Straßen?
Die Verkehrsinfrastruktur ist in einigen Teilen des Landes nicht genügend mitgewachsen. Und Unternehmen kommen durch die hohe Flächennachfrage zunehmend an Engpässe bei der Gewinnung von Erweiterungsflächen.
Entstehen dennoch auch viele neue Firmen?
Bei der Zahl der Gründungen besteht Aufholbedarf. Das ist womöglich ein Nebeneffekt der guten Jobsituation: Wenn man Arbeitsplätze auf dem Silbertablett serviert bekommt, ist der Anreiz kleiner, sich selbstständig zu machen.