Erfolg kommt nicht von allein, sondern ist Ergebnis vernünftigen Handelns – mit dieser Grundüberzeugung füllt Alfred Gaffal seit 2013 sein Amt als Bayerns Arbeitgeberpräsident aus. Geduldig, hartnäckig und erfolgreich setzt er sich für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Bayern ein. Hier erklärt er, was aus seiner Sicht zu tun ist, damit es weiter gut läuft.

100 Jahre Freistaat Bayern: Das Jubiläum fällt mit beachtlichen Wirtschaftsdaten zusammen. Sind die überhaupt noch zu toppen?

Tatsächlich können wir stolz sein und feiern. Bayern ist die Wachstumslokomotive und die Jobmaschine Deutschlands: Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote bundesweit und von allen Flächenländern das höchste Pro-Kopf-Einkommen und das größte Wirtschaftswachstum. Das ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist unseren Unternehmen und ihren Beschäftigten zu verdanken – und auch dem guten Miteinander von Wirtschaft und Politik, das uns in Bayern auszeichnet.

Wie würden Sie den Beitrag der Politik in Worte fassen?

Bei uns in Bayern weiß man, dass gute Wirtschaftspolitik die beste Sozialpolitik ist. Unsere Soziale Marktwirtschaft kann ohne erfolgreiches Unternehmertum nicht funktionieren, die Politik muss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen achten. Aus Berlin ist da zu wenig gekommen. Man hat im Gegenteil die Agenda 2010, der wir unser Wachstum der letzten Jahre verdanken, zurückgedreht. Es gab vieles, das uns nicht voranbringt, zum Beispiel die Rente mit 63. Die Bundesregierung hat sich über Jahre zu sehr ums Umverteilen gekümmert und zu wenig um Zukunftssicherung.

Die Wettbewerbsfähigkeit stärken – was genau würden Sie sich da wünschen?

Zunächst ist mir wichtig: Trotz der aktuellen globalen Unsicherheiten etwa durch die erhöhten US-Zölle oder den Brexit – wir haben unsere Zukunft selbst in der Hand! Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir müssen die bayerische Erfolgsgeschichte fortschreiben, aber dafür müssen eben die Rahmenbedingungen der Bundespolitik stimmen. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist die Digitalisierung. Sie hat das Potenzial, die Effizienz unserer Betriebe und damit letztlich den Wohlstand in Bayern noch einmal erheblich zu steigern. Digitale Bildung von Anfang an, ein zeitgemäßes „Arbeitsrecht 4.0“, Freiheit für neue digitale Geschäftsmodelle der Unternehmen – das Thema berührt fast alle Bereiche der Wirtschaftspolitik.

Was kann die Politik mit Blick auf die hohen Produktionskosten tun?

Zunächst mal alles unterlassen, was die Lohnzusatzkosten erhöht: Der Gesamtbeitragssatz zur Sozialversicherung muss unter 40 Prozent bleiben! Ganz wichtig ist auch ein energiepolitisches Gesamtkonzept, um die Strompreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu senken. Die Energiewende ist ein Fehlschlag, herausgekommen ist ein teures und unstimmiges System. Die EEG-Umlage, die letztes Jahr gut 24 Milliarden Euro gekostet hat, gehört abgeschafft.

Wachstumsbremse Fachkräftemangel: Wie geht man das an?

Es gilt, nach Möglichkeit alle inländischen Potenziale zu heben. Da helfen zum Beispiel Verbesserungen bei der Kinderbetreuung und auch bei der Pflege – damit Frauen, die das wollen, mehr arbeiten können. Und daneben brauchen wir eine gesteuerte und arbeitsmarktorientierte Zuwanderung, also qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland.

Bei den Verkehrswegen steht Bayern vergleichsweise gut da?

Auch da kann man besser werden. So gilt es, den Straßenfernverkehr innerhalb Bayerns zu entzerren – und einzelne Bundesstraßen zu leistungsfähigeren Querverbindungen zwischen den Autobahnen auszubauen. Auf der Schiene muss das Netz besser mit internationalen Verkehrsachsen verknüpft werden, auch der Donau-Ausbau ist dringlich. Und: Im digitalen Zeitalter müssen wir auch Infrastruktur neu definieren.

Also Glasfaserkabel und mobiles Internet. Man hat den Eindruck, die Politik hinkt hier ewig hinterher.

In Bayern ist hier schon viel passiert, aber noch Erhebliches zu leisten. Für ein so großes Flächenland ist der Ausbau sicherlich eine noch anspruchsvollere Herausforderung als für kleinere Länder. Aber wie gesagt, das Thema braucht höchste Priorität. Wie wir jetzt die Digitalisierung anpacken – das ist eine entscheidende Weichenstellung für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimat in den nächsten 100 Jahren!


Warum Bayern heute so gut dasteht: Das beleuchten wir ausführlich in unserem Themen-Special „100 Jahre Freistaat Bayern“. Hier geht’s zur Einführung


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