Hamburg. Mit 0,1 Prozent war die Teuerung in Deutschland auch im April extrem niedrig. Hauptgrund ist der Ölpreis – ein Fass der Sorte Brent kostet mit aktuell rund 45 Dollar ein Drittel weniger als noch vor einem Jahr. Leon Leschus, Rohstoff-Experte am Wirtschaftsforschungsinstitut HWWI in Hamburg, wagt eine Prognose.
Herr Leschus, wo liegt der Ölpreis in einem Jahr?
Es spricht viel dafür, dass sich der Preis für die Sorte Brent in der überschaubaren Zukunft bei 40 bis 50 Dollar einpendelt. Beim Spritpreis droht uns als Autofahrer also erst einmal keine böse Überraschung. Hauptgrund ist, dass der Iran nach dem Ende der wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen endlich wieder mit Öl-Export Geld verdienen will.
Tut er das nicht längst?
Seit dem Ende der Sanktionen im Januar hat das Land die Förderung schon von täglich 2,8 auf 3,2 Millionen Fass hochgefahren – davon geht aber ein beträchtlicher Teil in den Eigenverbrauch. Teheran will auf 4 Millionen Fass täglich kommen – vorher wird man keinem Deal zustimmen, der die produzierte Gesamtmenge deckelt.
Deshalb ist Mitte April auch das Treffen des Öl-Kartells Opec gescheitert?
Die Iraner waren ja gar nicht erst angereist. Ich erwarte auch für das nächste Treffen im Juni keinen Beschluss, der den Ölpreis stark steigen lässt. Auch wenn sich Russland und Saudi-Arabien dafür immer wieder starkmachen – sie sind eben auch auf die Einnahmen angewiesen. Umgekehrt wird’s aber trotz der Uneinigkeit wohl keinen weiteren dramatischen Preisverfall geben.
Warum nicht?
Zum einen bremst der niedrige Preis das Angebot, vor allem die relativ teure Ölgewinnung aus Schiefergestein in den USA durch die Fracking-Technik. Zum anderen kauft China derzeit viel Öl, um die Reserven aufzustocken.