Mannheim. Maschinen steuern sich selbst, Roboter können immer mehr: Viele fürchten, mit dem digitalen Wandel könnten zahlreiche Arbeitsplätze überflüssig werden. AKTIV hat mit Professorin Melanie Arntz vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim gesprochen.

Müssen wir wirklich damit rechnen, wegen der Digitalisierung bald nicht mehr gebraucht zu werden?

Nein. Es gibt zwar Studien, die einen großen Jobverlust durch den digitalen Wandel prophezeien. Das halten wir aber nicht für plausibel. Denn: Viele Forscher untersuchen nur, welche Tätigkeiten direkt durch neue Technologien verdrängt werden. Man muss aber auch ganz andere Effekte berücksichtigen.

Welche Effekte sind das?

Unternehmen nutzen die neuen Technologien ja, um produktiver zu werden – das heißt, sie gewinnen Marktanteile und schaffen dadurch auch wieder mehr Arbeitsplätze. In unserer Studie sehen wir unter dem Strich sogar einen Beschäftigungsgewinn.

Trotzdem wird sich für viele Beschäftigte einiges ändern, oder?

Ja, wir stehen vor einem grundlegenden Strukturwandel, den jeder Einzelne spüren wird. In manchen Bereichen wird die Arbeit einfacher, zum Beispiel durch Assistenzsysteme. In den meisten Bereichen aber werden die Anforderungen steigen.

Welche Fähigkeiten müssen wir in Zukunft mitbringen?

Maschinen können vor allem Routine-Aufgaben übernehmen. Vom Menschen sind dann zunehmend analytische Tätigkeiten gefragt. Man muss zum Beispiel mehr über den Tellerrand hinausdenken.

Setzen die Unternehmen auf Weiterbildung – oder stellen sie einfach neue Leute ein?

Beides. Aber derzeit ist der Arbeitsmarkt so leer gefegt, dass die Betriebe sicher ein großes Interesse haben, ihre Leute zu halten und für den Wandel fit zu machen.