Berlin. Auf Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen wird es immer ungemütlicher: nicht nur am Berliner Alexanderplatz oder rund um den Kölner Hauptbahnhof, wo es in der Silvesternacht zu einer Welle der Gewalt gekommen war. Viele fühlen sich verunsichert.

„Das muss sich ändern“, sagt Rainer Wendt, Chef der Polizeigewerkschaft. „Wir brauchen intelligente Videoüberwachung, die uns im Einsatz hilft.“ Die gibt es längst. Doch an vielen Orten ist die Ausstattung veraltet. Die über 5.000 Videokameras der Deutschen Bahn etwa liefern nur grobkörnige Aufnahmen und keine Bildausschnitte.

Technik, die den scharfen Blick in dunkle Ecken ermöglicht:

Jedes Detail sichtbar machen

Gestochen scharfe Bilder wie beim hochauflösenden Fernseher liefern internetfähige IP-Kameras. „Damit erkennt man Gesichter und Details bis hin zum Muttermal an der Wange“, sagt Frank Strasser von Indanet in München. Die Firma stattet U- und S-Bahnen mit dieser Videotechnik aus, etwa in Bayerns Landeshauptstadt.

Brisante Situationen entschärfen

Mit einer „Body-Cam“ können Polizisten Live-Videos an die Leitstelle übertragen. Polizisten haben in Frankfurt-Sachsenhausen die 1.500 Euro teure Kamera getestet. „Mit ihr laufen die Einsätze deutlich geschmeidiger ab“, sagt Polizeihauptkommissar Oliver Heß. Die Gewalt gegenüber Polizisten hat spürbar abgenommen. Noch sind die Geräte die Ausnahme. 72 der Kameras hat das Land Hessen angeschafft. Seit Januar tragen sie auch einige Bundespolizisten an den Bahnhöfen in Köln und Düsseldorf – im Rahmen eines Pilotprojekts.

Aus der Luft beobachten

In Sachsen fliegt seit drei Jahren der „Sensocopter“ der Firma Microdrones aus dem westfälischen Siegen. Die 65.000 Euro teure Drohne hat eine digitale Videokamera an Bord, die per Fernsteuerung Bilder von Demonstrationen oder Hooligans rund um Fußballstadien liefert. Das dreieinhalb Kilogramm schwere Gerät kann eineinhalb Stunden fliegen. Da der Mini-Flieger mit vier Propellern ausgestattet ist, liegt er ruhig in der Luft und wackelt kaum.

Gesicht automatisch erkennen

Kameras, mit denen in einer S-Bahn-Linie in Rotterdam (Niederlande) Schwarzfahrer aufgespürt werden, können sieben Personen zugleich erkennen. Beim Einstieg werden alle Fahrgäste von dem System erfasst. „Eine Software gleicht die Gesichter mit einer Datenbank ab. In ihr sind die Merkmale von überführten Schwarzfahrern gespeichert, und sie löst wenn nötig Alarm aus“, sagt Edwin Beerentemfel vom schwedischen Unternehmen Axis, das diese Überwachungskameras herstellt.

Es handelt sich um eine ähnliche Technik, die auch viele Smartphone-Nutzer kennen. Sie fotografieren sich mit der Handykamera und blicken beim Entsperren wieder in die Kamera. Dann vergleicht die Software Merkmale wie Gesichts- und Nasenform oder Augenabstand mit dem Profilbild.

Gefahren melden

Smarte Unterstützung für den ermüdenden Job vor dem Kontrollmonitor liefert ein Programm, das vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin entwickelt wurde. Es erkennt Bedrohliches an Gestik, Mimik und Körperhaltung. Wird – etwa am Bildrand unten rechts – eine Frau bedrängt, gibt das System einen Hinweis. „Es wurde auf Dutzende Verhaltensmuster trainiert und lernt weitere hinzu “, erklärt Fraunhofer-Ingenieur Bertram Nickolay. Dunkle Ecken können so ihren Schrecken verlieren.