Weinheim. Schon eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn steht Abdul-Hakim Alekozai in der Lehrwerkstatt des Unternehmens Freudenberg. Wie immer ist er der Erste morgens. Etwas später trudeln Ahmed Al-Hlewaa, Sami Bachtiar, Stanley Okorie und Nwachukwu „Samuel“ Ifeanyichukwu ein, begrüßen sich, streifen die Arbeitskluft über, tauschen Neuigkeiten aus.

Die fünf jungen Männer machen ein Praktikum, das sie auf eine Ausbildung für Metallberufe beim Konzern Freudenberg und den Partnerfirmen Naturin und Faber vorbereitet, die gemeinsam mit dem Konzern ausbilden. Die Freudenberg-Hilfsaktion für Geflüchtete finanziert das. 1 Million Euro stehen im Spendentopf noch für mehrere Jahre Unterstützung bereit.

Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist eine wichtige Aufgabe für Gesellschaft und Wirtschaft. Freudenberg nimmt diese Herausforderung an, sagt Ausbildungsleiter Rainer Kuntz: „Unser Ziel ist es, Geflüchteten mit einer fundierten Berufsausbildung langfristige Perspektiven zu geben.“ Insgesamt sollen in den kommenden drei Jahren 12 bis 15 Geflüchtete eine Lehre anfangen.

Im Besprechungsraum der Lehrwerkstatt büffeln die jungen Männer jeden Morgen Deutsch. Neben Lehrbüchern haben sie die Werkstücke mitgebracht, die sie gefertigt haben. Lehrer Daniel Genswein erklärt ihnen alles. „Sagt man der, die oder das Muffe?“, fragt Samuel. „Es heißt ,die‘ Muffe“, antwortet Genswein nach kurzem Zögern. Von Ausbilder Hagen Braun erhält der Lehrer regelmäßig Fotos aus der Werkstatt. Deren Motive benennt er nun mit den Jugendlichen: das Kupfer, die Dichtpaste, das Gewinde ...

„Um einen Beruf richtig zu lernen, sind neben Fachwissen Deutschkenntnisse wichtig“, begründet Genswein den Aufwand. „Schließlich müssen sich die Auszubildenden im Betrieb mit Kollegen austauschen und sie nach Dingen fragen können.“

In der Lehrwerkstatt ist heute Schweißen angesagt. Das üben die Geflüchteten zusammen mit den anderen Azubis. Normalerweise bildet Freudenberg 65 junge Leute aus, mit den Flüchtlingen sind es nun 70.

Was die motiviert? „Mir ist es wichtig, den Lebensunterhalt selbst zu verdienen“, sagt Alekozai und gibt den Lötkolben Samuel. Der nickt und ergänzt: „Ich habe erstmals das Gefühl, mir eine Zukunft aufbauen zu können.“