Ein jeder von uns profitiert von Innovationen. Ebenso sind sie entscheidend für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, sagt Professorin Hanna Hottenrott, Innovationsökonomin am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und an der Technischen Universität München, im Gespräch mit aktiv.
Professorin Hottenrott, haben Sie sich für 2025 etwas richtig Innovatives vorgenommen?
Unter anderem will ich künstliche Intelligenz noch mehr nutzen, gerade für die Arbeit mit Texten. Etwa, um ihnen den letzten Feinschliff zu verpassen.
Warum ist die Fähigkeit zu Innovationen so wichtig?
Sie ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für einzelne Betriebe wie für ganze Länder. Selbst beim Kampf gegen den Klimawandel oder gegen Krankheiten, zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung oder zur Bewältigung sozialer Ungleichheiten – Innovationen spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Mit dem Innovationsklima bei uns sind Sie aber nicht so zufrieden?
Deutschland war mit Innovationen in den letzten 150 Jahren sehr erfolgreich – von der Chemie bis zur Automobil-Industrie. Gerade viele Mittelständler sind auf ihren Märkten weltweit häufig führend. Was allerdings auffällt, ist, dass der Anteil von Firmen mit Innovationen zuletzt sank.
Sind alle Branchen zurückhaltend?
Gegen den Trend stark ins Zeug legen sich derzeit vor allem Firmen aus Bereichen wie Software und digitale Dienstleistungen. Man denke nur an Datenbanken, die Steuerung und Fernbedienung von Produktionsanlagen, das ganze Thema Industrie 4.0: Hier werden Unternehmen in Deutschland oft sogar unterschätzt.
Und was hemmt einen Großteil der anderen Betriebe?
Insbesondere die anhaltende wirtschaftliche Flaute. Hinzu kommen die hohen Kosten hierzulande, Planungsunsicherheit, aufwendige staatliche Bürokratie und Regulierung. Kritisch ist nicht zuletzt der Fachkräftemangel: Innovation braucht schließlich qualifizierte und kreative Köpfe.
So viele Herausforderungen …
… gegen die die Betriebe allein nicht ankommen. Dabei wissen sie eigentlich genau, dass es nur mit innovativen Produkten und fortschrittlichen Fertigungsprozessen vorwärtsgehen kann. Gegensteuern und wieder mehr Zukunftsvertrauen schaffen muss daher auch die Politik.
Wenn es bei Innovationen hapert, spürt das der Einzelne überhaupt?
Natürlich, meist aber erst verzögert – wenn etwa Autos oder Software veraltet sind und man anderswo modernere Standards sieht.
Eine Art Zeitbombe.
Genau. Und das ist ja auch das Problem für die staatliche Innovationsförderung: Sie trägt erst längerfristig Früchte. Kurzfristig, in einer Regierungsperiode, machen sich etwa steigende Renten viel schneller im Wahlergebnis bemerkbar. Doch ohne gute Innovationspolitik fällt unser Land früher oder später bei Technik und Produktivität zurück. Das kostet dann Wohlstand und Arbeitsplätze.
Ähnlich ist es bei der Schulbildung.
Ja, Bildungsinvestitionen zahlen sich erst 10 bis 15 Jahre später aus, wenn der Nachwuchs ins Berufsleben einsteigt.
Ist gute Bildung denn auch ein Innovationsmotor?
Absolut. Die Basis für alles, auch für Innovationen, sind Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben oder sich selbst zu organisieren. All das brauchen Kinder auch, um mit Veränderungen umgehen zu können und um sie zu gestalten. Berichte über Unterrichtsausfall, Lehrermangel und schwache Pisa-Ergebnisse machen mir da Sorge. Die Schulbildung in Deutschland muss wieder gestärkt werden.
Kann KI künftig das Erfinden übernehmen?
Künstliche Intelligenz kann helfen, vorhandene Informationen zu sammeln oder Bericht zu erstatten. Geht es aber um Dinge oder Ideen, die bisher noch nicht da sind – da wird der Mensch absehbar weiter die Schlüsselrolle haben.

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.
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