Baden-Württemberg ist das Land der Erfinder. Hier wurden zum Beispiel das Auto und der Teddybär erfunden, der Uhu-Alleskleber, das Plexiglas und sogar das Spaghetti-Eis. Und jeden Tag kommen neue Erfindungen dazu.

Die Ideen dazu entstehen meistens in den Köpfen ganz normaler Kollegen! Viele Mitarbeiter in den Entwicklungsabteilungen und Produktionshallen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) sorgen mit neuen Produkten und Lösungen dafür, dass unsere Arbeit und unsere Freizeit immer noch ein bisschen besser, angenehmer und sicherer werden.

Was es zurzeit so Neues aus den Ideenschmieden im Land gibt? aktiv hat hier vier aktuelle Beispiele zusammengetragen.

Der Baukasten, der Schülern Future Skills beibringt

Schon mal was von Computational Thinking gehört? So nennt man es, wenn jemand Probleme erkennt, die von Computern und künstlicher Intelligenz gelöst werden können. Diese Kompetenz soll nach dem Willen des Kultusministeriums Baden-Württembergs Schülern besser vermittelt werden. Dafür braucht man natürlich auch innovative Unterrichtsmaterialien. Die Ausschreibung dafür hat Fischertechnik aus Waldachtal gewonnen.

Mit dem neuesten Baukasten des Herstellers („STEM Coding Max“) bauen Schüler aus 243 Teilen zum Beispiel einen Süßigkeitenautomaten oder einen Fahrroboter. Und programmieren sie. Dabei hilft ihnen eine App. In den nächsten zwei Jahren werden im ganzen Bundesland insgesamt 404 Schulen mit solchen innovativen Bausätzen ausgestattet.

Ann-Christin Walker ist Business Development Managerin Education bei Fischertechnik. Sie sagt: „Wir sind stolz, dieses zukunftsweisende Projekt mitgestalten zu dürfen.“ Die Unternehmensgruppe Fischer ist für ihre Erfindungen berühmt – ihrem Gründer Artur Fischer haben wir zum Beispiel den Dübel zu verdanken.

Die Produktions-Software, die jeder versteht

Ein völlig neues Software-System für Smartfactories hat das Unternehmen Asys herausgebracht – ein Spezialist für Automatisierungstechnik. Produktmanager Draženko Trkulja sagt: „Wir haben uns einfach angeschaut, welche Probleme unsere Kunden täglich haben.“ Software zur Fertigungssteuerung war bisher kompliziert und nicht von jedem anwendbar.

„Also haben wir uns vorgenommen, ein Software-System zu entwickeln, das so einfach zu bedienen ist wie eine Kaffeemaschine“, sagt Trkulja. An den Funktionen sollte aber auf keinen Fall gespart werden. Herausgekommen ist eine Plattform namens SynapticaOS, die ein Fertigungssteuerungssystem mit Lösungen zur Produktions- und Materialfluss-Optimierung kombiniert. Auf dieser Plattform gibt es verschiedene Apps – etwa für Materialversorgung und Auftragsmanagement.

Die Maschinenbediener können zum Beispiel sehen, bei welchen Maschinen als Nächstes Material nachgefüllt werden muss. „Das reduziert die Stillstandzeiten und auch die Belastung für die Maschinenbediener“, beschreibt Trkulja. Ein Novum in der industriellen Software-Landschaft sei auch, dass Daten, die in den einzelnen Apps eingegeben werden, sofort auch in jeder anderen App des Systems verfügbar sind.

Als Produktmanager ist Trkulja immer hautnah bei Entwicklungen wie dieser dabei – ist also im Grunde auch so etwas wie ein Erfinder. Wie er das geworden ist? „Angefangen habe ich mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker“, verrät er. „Dann habe ich den Industriemeister der Fachrichtung Metall gemacht und schließlich die Weiterbildung zum technischen Betriebswirt.“

Der Kran mit Fahrer-Assistenzsystem

Das kann fatale Folgen haben: wenn eine Last, die am Kranausleger hängt, zu pendeln beginnt! Sie kann dann zum Beispiel ein Gebäude beschädigen. Oder sogar Menschen verletzen. Um für mehr Sicherheit und Komfort zu sorgen, gibt es neuerdings Kräne mit Fahrerassistenz-Systemen: Das, was wir vom Auto schon länger kennen, haben jetzt nämlich auch Turmdrehkräne vom Hersteller Liebherr.

Insgesamt sind es fünf intelligente Assistenz-Systeme, die den Alltag auf der Baustelle vereinfachen und den Kranführer entlasten. Eines davon korrigiert pendelnde Bewegungen, auch dann, wenn sie durch Wind oder andere äußere Einflüsse entstehen. Ein anderes System sorgt etwa dafür, dass der Kran gespeicherte Punkte teilautomatisiert anfährt oder aufgezeichnete Routen abfährt. Solche Kräne werden unter anderem in Biberach gefertigt – der Standort hat mehr als 1.600 Mitarbeiter.

Firmengründer Hans Liebherr war einer der großen Pioniere der deutschen Nachkriegswirtschaft. Er hat nicht nur den Turmdrehkran erfunden, sondern auch den ersten Hydraulikbagger Europas.

Der Rasenmäher, der keine Erdkabel braucht

Ganz schön praktisch – ein Mähroboter! Um den einsetzen zu können, müssen Gartenbesitzer leider erst mal den Rasen aufgraben, um Begrenzungskabel im Erdboden zu verlegen. Aber Moment mal, das Unternehmen Gardena aus Ulm hat da eine Innovation für uns. Einen Mähroboter, der seinen Weg auch ohne solche Kabel findet!

Dafür nutzt das Teil satellitengestützte Navigation und Echtzeit-Kinematik. Das ist eine Technik zur Präzisierung von GPS-Positionsmessungen. Die dafür nötigen Daten holt sich der Robo-Mäher einfach aus dem Internet. Zur Inbetriebnahme platziert man die Ladestation im Garten. Der smarte Mäher wird dann über das Gateway in das Gardena Smart System eingebunden und kann per App eingerichtet und gesteuert werden. Bei der Erstinstallation führt man den Mäher einfach entlang der Rasenkante um den Mähbereich, damit er seine Begrenzung kennenlernt.

Auch nett: Per App lässt sich der Garten sogar in Zonen einteilen – damit zum Beispiel im Schatten weniger oft gemäht wird.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Baden-Württemberg vor allem über die Chemieindustrie. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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