Köln. Die Berichte von der Preisfront sind ja gerne mal etwas dramatischer: „Gemüsepreise explodieren“, heißt es in einer Schlagzeile. „Ölpreis kollabiert“, wird gemeldet – logische Folge: „Benzinpreis-Crash“.

Wie lassen sich diese Entwicklungen einordnen? Wie stark verringert die Teuerung der Verbraucherpreise derzeit die Kaufkraft? Droht höhere Inflation?

Zunächst zu Gemüse und Obst: Blumenkohl, Brokkoli, Paprika, Spargel, aber auch Äpfel oder Birnen – deutlich teurer als vor einem Jahr. „Während bei Obst vornehmlich geringere Erntemengen der Grund sind, haben vor allem bei Gemüse aus Südeuropa coronabedingt fehlende Erntehelfer und Hindernisse in der Logistik die Preise nach oben getrieben“, erklärt der Bauernverband. Erzeugt werde „unter erschwerten Bedingungen und mit deutlich höheren Kosten“.

Der Liter Super oder Diesel ist rund 25 Cent günstiger als Anfang des Jahres

Viel billiger dagegen kommt man jetzt beim Tanken weg und oft auch bei den Heizkosten: Seit Jahresanfang sind die Rohölpreise extrem stark gefallen (auch, aber nicht nur wegen der Krise). Folge, so das Bundeskartellamt: „Super E 5, Super E 10 und Diesel sind um grob 25 Cent je Liter günstiger geworden.“

Was heißt das unter dem Strich? „Der niedrigere Ölpreis bringt Einsparungen, die für die meisten größer sind als die Teuerung beim Kauf bestimmter Nahrungsmittel“, erklärt Markus Demary vom Institut der deutschen Wirtschaft. „Und die deutsche Inflationsrate insgesamt lag im April bei nur 0,9 Prozent.“

Laufender Bedarf: Gemüse oder Sprit kauft man recht häufig – da fallen Preisänderungen besonders auf.

Da lassen sich stagnierende Entgelte also mal verkraften. Wo aber Löhne kaum steigen, sind Preiserhöhungen nur schwer durchzusetzen – und auch sonst spricht aus Demarys Sicht sehr viel dafür, dass die Inflation niedrig bleibt. „Viele Unternehmen müssen Hilfskredite zurückzahlen und ihr Eigenkapital wieder stärken“, so der Ökonom, „wir werden also eine Zurückhaltung bei den Investitionen sehen.“

Private Verbraucher geben ebenfalls weniger aus. Etwa für Urlaub, Konzerte oder Fußballspiele: „Ausgefallener Freizeit-Konsum wird nicht nachgeholt“, sagt Demary. „Man ist aber auch eher vorsichtig, was den Kauf neuer Möbel oder Autos betrifft, die von der GfK gemessene Kauflaune ist auf ein historisches Tief abgestürzt. Und wo es weniger Nachfrage gibt, steigen die Preise nicht.“ Schließlich habe die Krise dem Online-Handel noch zusätzlich Schub gegeben: „Das heißt, mehr schelle Preisvergleiche – und damit mehr Wettbewerbsdruck, der Preiserhöhungen schwer macht.“

aktiv -Fazit: Es gibt derzeit gute Gründe, sich Sorgen zu machen – die Inflation gehört nicht dazu.