Es ist kein gutes Jahr für die Industrie im Südwesten: Die Unternehmen schätzen ihre wirtschaftliche Lage jetzt im Schnitt sogar noch schlechter ein als noch vor einigen Monaten. Das Umfeld ist auch für die chemische Industrie schwierig. Dabei hängt gerade in Baden-Württemberg der Wohlstand entscheidend an dieser Branche. aktiv hat sich bei Unternehmern umgehört: Was genau läuft schief?
Unternehmen kämpfen hierzulande mit den Standortbedingungen
Die Unternehmen kämpften in vielerlei Hinsicht mit den heimischen Standortbedingungen, sagt Julian Utz. Er ist Vorstandsmitglied beim Unternehmen Uzin Utz aus Ulm, Spezialist für Bodenverlegesysteme. Aus seiner Sicht fehlt zum Beispiel eine Energiesicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen. „Auch der zunehmende Arbeitskräftemangel und eine überbordende Bürokratie sind drängende Belastungen für die Wirtschaft.“ Es sei essenziell, bürokratische Hürden am Standort Deutschland abzubauen, besonders für Industrieunternehmen.
„Wir wünschen uns effizientere Genehmigungsverfahren und eine Reduktion der Regulierungsdichte“, sagt Utz, „um agiler auf Marktveränderungen reagieren und Innovationen schneller vorantreiben zu können.“
Auch die heimische Pharma-Industrie erhofft sich einen Kurswechsel in der Politik. Zum Beispiel Unternehmer Olaf Schwabe, CEO der Schwabe Group aus Karlsruhe. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich der pflanzlichen Arzneimittel. Der Firmenchef macht deutlich: „Für uns als in Deutschland produzierendes Pharma-Unternehmen sind verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen – die dann auch EU-weit einheitlich angewendet werden – für diesen besonderen Markt von großer Bedeutung.“
Pharma-Produktion in Europa stärken
Das fördere Innovationen, Investitionen und einen fairen Wettbewerb. Auch Schwabe betont, dass die Branche dringend einen Büroraktieabbau brauche, ebenso wie wettbewerbsfähige Energiepreise und eine gute Infrastruktur. „Denn die Arzneimittelproduktion in Europa zu stärken, sollte ein zentrales Anliegen der Politik sein“, meint der Unternehmer.
„Wachstum und Wohlstand kriegen wir hin“, heißt es beim Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg und dem Verband der Chemischen Industrie in Baden-Württemberg. „Aber wir brauchen jetzt endlich Rahmenbedigungen, die keine Hürden und Fesseln sind“, so bringen es die Verbands-Vorsitzenden Patrick Krauth und Martin Haag auf den Punkt.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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