Hildesheim. Mit ruhiger Hand zentriert Claudia Huse einen Lichtstrahl in der Brennkammer ihres Analysegeräts. Dann schließt sie die Klappe wie bei einem kleinen Backofen. Leise rauschend strömt Acetylen, ein farbloses und brennbares Gas, aus der Leitung in die Brennkammer. Eine türkisfarbene Flamme breitet sich aus.

Gleich werden feinste Staubpartikel, aufbereitet in einer Flüssigkeit, in die Flamme gesprüht. Claudia Huse ist den Schwermetallen Cobalt, Nickel und Chrom auf der Spur.

Die technische Assistentin arbeitet bei der Hildesheimer Firma ProChem, einem auf Spezialanalytik und Luftreinhaltung ausgerichteten Prüflabor. Hier landen Proben, die in anderen Laboratorien aussortiert werden, weil sie zu kompliziert zu untersuchen sind.

Jeder neue Auftrag erfordert das ganze Wissen der Mitarbeiter

Ob Schwermetalle im Staub, giftige Stoffe in der Luft am Arbeitsplatz oder Pestizide im Boden – bei ProChem stellen sich die Mitarbeiter auf jeden Einzelfall ein. Vieles ist Handarbeit. „Wir können nicht jeden Tag das gleiche Schema anwenden“, erklärt Huse. Jede neue Probe erfordert das ganze Fachwissen der Mitarbeiter.

Mit ihrem Angebot haben die Geschäftsführer von ProChem erfolgreich eine Nische besetzt. „Wir untersuchen Proben, die von großen Laboren gar nicht angenommen werden, zum Beispiel weil die Konzentration der chemischen Stoffe zu gering für die automatisierten Anlagen ist oder weil die Probe erst umständlich vorbehandelt werden muss“, erklärt Geschäftsführer Dr. Michael Schmidt. Manchmal ist ein Stoff auch zu selten. Ein wahrer Forscherdrang ist nötig, um diese Arbeit gerne zu machen.

Schmidt und sein Team von 21 Mitarbeitern wälzen sich oft durch internationale Fachliteratur, bis sie alle nötigen Informationen zusammen haben, und entwickeln in vielen Fällen eigene Verfahren für die Analyse.

„Wir haben uns ein Stück weit den Traum von einem eigenen Forschungsinstitut verwirklicht“, sagt Schmidt und schmunzelt. Das Internet ist eines seiner wichtigsten Hilfsmittel. In maximal zwei Stunden kann er sich eingescannte Originalliteratur von Fachbibliotheken oder Datenbanken aus den USA, Frankreich oder England besorgen.

Messgeräte und Analysesysteme sind digital so miteinander vernetzt, dass sich Messergebnisse schon während einer Probennahme sichern lassen. Fehler in der EDV-Hardware kann ein Hersteller online erkennen und reparieren.

Ohne die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation wäre der Betrieb von ProChem undenkbar. „65 Prozent unserer Kunden sitzen im europäischen Ausland“, erklärt Geschäftsführer Schmidt. Ein Paketdienst bringt die Proben ins Haus. Ob Reinigungsmittel in einer Süßwaren-Fabrik in Spanien verschüttet wurde oder Schneckenkorn für den Export in die Vereinigten Arabischen Emirate analysiert werden muss – bei ProChem landen einige Kuriositäten.

Aber auch turnusmäßige Untersuchungen für den Einhalt gesetzlicher Grenzwerte bringen viele Kunden zu dem Hildesheimer Unternehmen. Betriebe aus der Metall- und Elektro-Industrie, Ingenieurbüros oder öffentliche Auftraggeber vertrauen auf das Fachwissen der Spezial-Chemiker.

Claudia Huse weiß, warum gerade die schwierigen Fälle so motivierend sind: „Mir gefällt, dass meine Arbeit so abwechslungsreich ist“, sagt sie.

Stichwort ProChem

  • Gegründet wurde ProChem im Jahr 1997 von Dr. Michael Schmidt und Dr. Antje Rössner.
  • Die Firma ist spezialisiert auf chemische Analytik, Emissionsmessungen und Beratung.
  • Kunden sind etwa die Auto- und Chemie-Industrie oder Wasserversorger.