Salzgitter.Die Azubis stehen bei MAN Salzgitter im Ausbildungszentrum und schrauben an einem Truck, ein Modell eher für den Hausgebrauch im Maßstab 1 : 14. Dafür brauchen sie Akku-Schrauber – und ein Tablet. Ein Smartphone würde aber auch reichen.
Denn auch wenn es „nur“ ein Modell ist, ist die Fertigung komplett in einen Industrie-4.0-Ablauf eingebunden. So besitzen die Mini-Trucks einen Funkkanal, damit sie am Ende ferngesteuert fahren können. Die anderen Funkkanäle dienen der Erfassung des Produktionsablaufs.
Dafür haben die Verantwortlichen eigens eine Ausbildungs-App geschaffen. Sie kann jeden Schritt bei der Produktion steuern und dokumentieren. Über NFC-Tags – das sind die sogenannten „Near Field Communication“-Speicher, die über Funk arbeiten – wird im Tablet registriert, welche Bauteile der Azubi aus dem Lager holt und in welchem Mini-Truck sie Verwendung finden sollen. Die App zeigt, was wo und wie einzubauen ist, inklusive technischer Zeichnung oder sogar Lehrfilm.
Über die App können die Meister auch mit den Azubis kommunizieren und die Lagerbestände überprüfen. Zwecks Vertiefung des Stoffs verfügt das Programm außerdem über eine Verknüpfung zu einem Lernportal, in dem der Auszubildende später seine Kenntnisse festigen kann.
Hinter dem Projekt stehen Jörn Tulke und Markus Nier. Sie sind die Ausbildungsmeister für Mechatronik und Industriemechanik im MAN-Truck-&-Bus-Werk Salzgitter. Ihr Ziel war es, die Abläufe der Ausbildung auf intelligente digitale Weise miteinander zu verknüpfen. Alles, was digital möglich ist, sollen sich die Azubis auch so aneignen.
Das Tablet dokumentiert, wenn der Azubi aus dem Lager ein Bauteil für den Mini-Lkw holt
Mit einem virtuellen Schweißgerät können sie beispielsweise die Haltung und den Abstand des Geräts zum Objekt ausgiebig trainieren – ohne dabei Ausschuss zu produzieren. Oder sie können einzelne Teile mit einem 3-D-Drucker herstellen.
„Die Brücke zur Realität soll so kurz wie möglich sein“, erklärt Ausbildungsmeister Nier. Deswegen lernen die jungen Leute bei MAN auch im Ausbildungszentrum in einer Produktionsinsel, echte Kundenaufträge abzuwickeln und beispielsweise eine überschaubare Anzahl an Werkstücken zu produzieren. Die sind dann etwas billiger als Teile aus der großen Produktion.
Aber die Azubis haben auf diese Weise echten Kundenkontakt und tragen dabei auch Verantwortung. „Die könnten sofort drüben im eigentlichen Werk eingesetzt werden“, sagt Nier.
Zum Lehrplan gehören auch 3-D-Zeichnen und CNC-Programmieren. Mittlerweile drehen die Azubis auch die kleinen Lehrfilme selbst. Durch das alles wird der Nachwuchs fit für das Berufsleben. Ganz wichtig, so Tulke: „Damit sie keine Angst haben vor dem Neuen.“