Holzminden. Der Roboter kennt alle Details. Zielgenau greift er nach Bedienungsanleitung, Montageset und Aufkleber. Dann hebt er den Durchlauferhitzer in den Karton und diesen auf eine Palette. Stück für Stück arbeitet er das ab, was der frischgebackene Elektroniker Lukas Florschütz (21) und ein Team zuvor an der Anlagensteuerung programmiert haben. Wenig später holt ein fahrerloser Gabelstapler, wie von Geisterhand gesteuert, die Palette ab.
1.400 Mitarbeiter im Süden Niedersachsens
Beim Elektro-Unternehmen Stiebel Eltron in Holzminden sind Verpackung und Versand heute digitalisiert. Denn die technischen Helfer irren nicht, berichtet Pressesprecher Henning Schulz. „In Teilen unserer Produktion arbeiten schon lange Roboter, unsere Auszubildenden werden daran geschult, und auch in der Kommunikation setzen wir heute verstärkt aufs Internet.“
Die Digitalisierung nimmt bei dem Hersteller von Elektro-, Warmwasser- und Heizgeräten zu. Im Jahr 2015 setzte er mit weltweit 2.900 Mitarbeitern, davon 1.400 im Süden Niedersachsens, 435 Millionen Euro um. Schulungen zu Software, Steuerungen und zum digitalen Erfassen von Prozessdaten sind bei dem Traditionsunternehmen schon lange Standard. Mit der Umstellung auf Industrie 4.0 kommen nun zusätzliche Anforderungen an die IT-Kompetenzen der Mitarbeiter hinzu.
Schon Auszubildende programmieren deshalb Maschinen. Und Roboter-Schulungen für die rund 60 jungen Leute sind an der Berufsschule Holzminden selbstverständlich.
„Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Ausbildungsleiter Winfried Kunkel. Der Nachwuchs lernt die Funktionsweise der digitalen Helfer, den Umgang damit sowie das Programmieren und Optimieren der Hightech-Maschinen.
Kunkel: „Roboter sind für die jungen Leute etwas Interessantes; sie sind die Technik der Zukunft, die uns einen Vorteil im Wettbewerb verschafft.“ Noch sind Montage und Schweißen die Domänen der Roboter. Kunkel erwartet allerdings deutlich mehr Einsatzgebiete für digitale Helfer: „Materialfluss, Aufträge und Bestellungen – all das kann man in Zukunft digital managen, vielleicht sogar mit dem Smartphone“, erklärt der Ausbildungsleiter. „Die Azubis müssen sich da einbringen. In dem Prozess ist enorm viel Bewegung.“
Neun von zehn Deutschen ist die Marke ein Begriff
Zwar vertreibt Stiebel Eltron seine Produkte ausschließlich über das Fachhandwerk. Aber neun von zehn Bundesbürgern kennen die Marke. Neben Handwerkern wollen auch immer öfter Verbraucher über technische Details der Geräte informiert werden.
„Die Konsumenten sind heute viel interessierter“, weiß Pressesprecher Schulz. Die Holzmindener sehen darin eine große Chance. Denn dadurch können sie ihre Produkte breiter bewerben und sich von den Billiganbietern abheben.