Wiesbaden. Wer jetzt im Urlaub über die Landesgrenzen fährt, bekommt es zu spüren: Bei unseren Nachbarn gibt es weniger fürs Geld als hier. Das ist statistisch belegt: Das Preisniveau liegt in Deutschland laut europäischer Statistikbehörde niedriger als in den meisten direkten Nachbarstaaten – außer Polen und Tschechien.
Für private Konsumausgaben mussten die Deutschen im vergangenen Jahr 3,6 Prozent mehr als der EU-Durchschnitt bezahlen, die Dänen jedoch 38,7 Prozent, die Schweizer sogar 61,5 Prozent mehr. Zwar sind die Schweiz und Dänemark für ihre hohen Preise bekannt, doch auch in Frankreich, Österreich oder den Niederlanden lebt es sich teurer. So sind Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Österreich 23 Prozent höher als im EU-Durchschnitt.
Doch wie werden die Preise eigentlich verglichen? Dazu stellen die Statistiker einen Warenkorb mit rund 2.500 Gütern zusammen. Enthalten sind unter anderem Lebensmittel, Zigaretten, Bekleidung oder TV-Geräte, außerdem auch Dienstleistungen wie die Autoreparatur oder Malerarbeiten.
Olaf Bayer vom Statistischen Bundesamt erklärt: „Daraus entwickeln wir sogenannte Kaufkraftparitäten. Angenommen, ein Brot derselben Qualität würde in Frankreich 1,20 Euro und in Deutschland 1 Euro kosten, dann wäre die Parität 1,20 zu 1.“ Aus diesen Paritäten leiten die Statistiker Preisniveaus ab. Beim Vergleich von Ländern mit unterschiedlicher Währung werden die Wechselkurse eingerechnet. Ein griffiges Beispiel für die Kaufkraftparität ist der sogenannte Bic-Mac-Index. Dabei wird ermittelt, wie viel ein Big Mac (Hamburger) in einem McDonald’s-Restaurant in den verschiedenen Ländern der Welt kostet.
„Allerdings sagen die Preise nichts darüber aus, wie viel sich die Bürger in den jeweiligen Ländern tatsächlich leisten können. Dazu muss auch die Kaufkraft verglichen werden“, ergänzt Bayer. Das macht die Schweizer Bank UBS deutlich: Sie ermittelt regelmäßig, wie viele Minuten ein Angestellter für einen Big Mac arbeiten muss. Auch bei dieser Rechnung zeigt sich: Wir leben günstig! So muss ein Arbeitnehmer in Berlin, Frankfurt oder München 13 Minuten für diesen Snack ranklotzen, in Prag (Tschechien) jedoch 30 Minuten und in Sofia (Bulgarien) sogar 40 Minuten.
EU-Statistiker haben die Gehälter ebenfalls in Kaufkraftparitäten umgerechnet und kommen zu ähnlichen Ergebnissen. So liegen die Preise in Bulgarien zwar über 50 Prozent unter dem EU-Schnitt, dennoch kann sich ein bulgarischer Durchschnittsverdiener kaum ein Drittel dessen leisten, was sein deutsches Pendant konsumieren kann. Fazit: Deutschland zählt zu den Wohlstandsspitzenreitern. Die Preise sind günstig und die Löhne hoch.