Hennef/Dessau. Da macht der Sprung ins kühle Nass doppelt Spaß: 98 Prozent der Seen, Flüsse und Küsten in Deutschland erfüllen die EU-Qualitätsstandards für Badegewässer, 92 Prozent haben eine ausgezeichnete Badequalität. So das Ergebnis des aktuellen EU-Badegewässer-Berichts. Deutschland zählt wieder zu den Top Ten.

Wasserratten können also auch in diesem Sommer problemlos planschen: Um Keime und Bakterien, die etwa Durchfälle verursachen oder das Algenwachstum begünstigen, müssen sie sich an den 2.287 untersuchten deutschen Badestellen keine Gedanken machen.

Auch Schadstoffe, etwa aus der Industrie-Produktion, finden sich heute kaum noch in Gewässern. „Schwermetalle etwa sind kein Thema mehr“, sagt Christian Wilhelm, Abwasserexperte bei der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) in Hennef bei Bonn. Ihr Anteil habe sich in den letzten Jahren wesentlich reduziert.

Davon profitieren die Gewässer. Verfügten 2011 laut Bundesumweltamt in Dessau gut 90 Prozent der Seen und Flüsse über eine ausgezeichnete Badewasserqualität, sind es heute 93 Prozent. Die Küsten kamen 2011 erst auf 75 Prozent Top-Qualität, heute sind es über 82 Prozent. Die Zahlen zeigen: Deutsche Badegewässer waren noch nie so sauber.

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Mit dazu beigetragen haben umweltschonende Produktionsverfahren. Sie benötigen weniger Wasser, und viele Betriebe verfügen über eigene Wasseraufbereitungsanlagen. Auch deshalb fließen heute im Vergleich zu den 80er Jahren durchschnittlich 70 Prozent weniger Phosphor und Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber durch die Kläranlagen.

Damit das so bleibt, stecken allein die Unternehmen des Produzierenden Gewerbes – auch wegen gesetzlicher Bestimmungen – jährlich über 3,2 Milliarden Euro in den Gewässerschutz, knapp 1 Milliarde mehr als vor zehn Jahren.

Trotzdem sieht DWA-Mann Wilhelm die Situation nicht ganz ungetrübt. „Da kommen neue Herausforderungen auf uns zu. Wie etwa zu viel Nitrat im Grundwasser.“ Verursacht wird das nicht durch die Industrie, sondern durch das extreme Düngen in der Landwirtschaft. Heikel: Das Nitrat findet sich im Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird.

Dass dieses dennoch eine Top-Qualität hat, liegt an der Arbeit der Wasserversorger. Sie mischen unbelastetes Rohwasser hinzu und bohren Brunnen tiefer.

Das hat allerdings seinen Preis: Allein für die Wassergewinnung, -aufbereitung und -speicherung gaben sie 2017 fast 570 Millionen Euro aus – gut ein Fünftel ihres gesamten Investitionsbudgets.