Lavalampen und ihre bunten Blasen sind faszinierend. Dass man die Lampen auch selbst mit haushaltsüblichen Zutaten herstellen kann, wissen wohl die wenigsten. Wie das geht, haben die Kinder der Wuppertaler Helene-Stöcker-Schule im Kurs „Wissenschaft entdecken – Nachwuchsforscher*innen im Chemielabor“ an der Junior Uni Wuppertal gelernt. aktiv war mit dabei.
Die Junior Uni gibt es seit 2008, mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche haben hier seitdem Kurse besucht. Dafür sind weder Vorkenntnisse noch besondere Noten nötig, jeder von 4 bis 20 Jahren ist willkommen. „Unser Ziel ist es, alle Kinder und Jugendlichen für Forschung zu begeistern“, macht Pressesprecherin Frauke Fechtner deutlich.
Chemiebetriebe sind mit im Boot
Der Schwerpunkt liegt im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, es gibt aber auch Angebote aus Kunst, Kultur und Wirtschaft. Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche mitmachen können, sind die Kursgebühren niedrig gehalten. Die Junior Uni kooperiert mit der Bergischen Universität, finanziert sich hauptsächlich über Spenden und wird von Stiftungen und Betrieben unterstützt – aus dem Bereich Chemie etwa von der Bayer AG und dem Lackhersteller Axalta.
Die Unternehmen entsenden Mitarbeiter zum Dozieren oder finanzieren die Kurse. Schließlich ist die Junior Uni ganz im Sinne der Firmen: „So können wir die Kinder schon früh forschen und experimentieren lassen und ihre Neugier für die Wissenschaft wecken“, sagt Bert Lorenz, Leiter Standortmanagement Bayer Wuppertal.
Neugier für die Wissenschaft bringen die Schüler auf jeden Fall mit. In der Sicherheitsunterweisung lernen sie zuerst eine ganz wichtige Regel aus der Chemie: Im Labor immer Schutzbrille und Kittel tragen und nicht essen oder trinken! Dann bekommen alle ein Forscherheft mit Aufgaben von Richard Huskotte und Gisela Resmja, die den Kurs leiten. Resmja hat Biologie und Französisch studiert und gibt hier schon seit fünf Jahren Kurse. Huskotte studiert Geschichte und Englisch und interessiert sich privat sehr für Naturwissenschaften. „Wer Lust hat, bei uns zu mitzumachen, darf sich gerne bewerben. Wichtig ist, dass man für das Thema brennt und seine Begeisterung weitergeben kann“, sagt Fechtner.
Bei den „Nachwuchsforscher*innen im Chemielabor“ steht jetzt das Rotkohl-Experiment an, bei dem sie bestimmen sollen, ob Stoffe sauer, neutral oder alkalisch sind. Dazu müssen erst die Begriffe geklärt werden. „Was ist alles sauer?“, fragt Resmja. Centershocks, Zitronen, Orangen, antworten die Kinder. Neutral ist der Schiedsrichter bei einem Fußballspiel. „Das gibt es auch bei Flüssigkeiten. Und alkalisch ist das Gegenteil von sauer“, erklärt die Dozentin. Die Frage ist jetzt, in welche Kategorie Zitronensaft, Fanta, Wasser, Seife und Soda jeweils fallen. Um das herauszufinden, wird Rotkohlsaft in verschiedene Reagenzgläser gefüllt und von jeder Flüssigkeit jeweils etwas dazugetröpfelt. Sofort verändern sich die Farben in den Gläsern. Die entsprechende Farbe auf der Farbskala im Forscherheft verrät, ob die Flüssigkeit sauer, neutral oder alkalisch ist.
Höhepunkt: Lavalampe selbst herstellen
Klarer Höhepunkt ist aber die Lavalampe, vor allem für die zwölfjährige Alexandra: „Die Lampe sieht so aus, als käme da Lava raus. Und das kann man einfach selbst herstellen?“, fragt sie begeistert. Kann man. Benötigt werden dazu: ein Becherglas, 100 Milliliter Wasser, etwas Lebensmittelfarbe, 100 Milliliter Speiseöl, eine halbe Brausetablette und eine Taschenlampe.
Als Erstes kommt Wasser ins Glas, das wird mit Farbe verrührt und mit Öl aufgegossen. Dann gibt man eine halbe Brausetablette dazu. Ergebnis: Die Flüssigkeit teilt sich in zwei Schichten: Die mit dem Öl schwimmt oben, da sie durch das Öl leichter als Wasser ist. Die Lebensmittelfarbe färbt nur das Wasser ein, so entsteht der Farbeffekt. Wenn die Brausetablette ins Wasser fällt, löst sich das CO2 darin auf und steigt als Gas nach oben. Deshalb entstehen Blasen, und die Flüssigkeiten werden verwirbelt. Strahlt man alles von unten mit einer Taschenlampe an, sieht es noch faszinierender aus.
„Oh, wie toll! Sieht das cool aus!“ Die Kinder werden die bunten Blasen sicher noch lange in Erinnerung behalten. Ganz nebenbei haben sie aber auch den chemischen Hintergrund des Experiments verstanden. Und genau das will die Junior Uni erreichen: Wissensvermittlung ohne Druck.
Tanja Wessendorf berichtet für aktiv aus der Industrie und schreibt über Verbraucherthemen. Sie studierte in Berlin Politikwissenschaft und volontierte in Hamburg bei der Tageszeitung „Harburger Anzeigen und Nachrichten“. Seit 2008 arbeitet sie als Redakteurin, viele Jahre in der Ratgeber-Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, aber auch beim TV-Sender Phoenix. Privat liebt sie alles, was schnell ist: Kickboxen, Eishockey und laufen mit ihrem Hund.
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