Für den Job ins Ausland: Wie ein großes Unternehmen seine Beschäftigten vorbereitet und betreut

Am traumhaften Strand von Recife spazieren: Für Maximilian Donhauser ist das im Moment normal – wenn auch erst nach Feierabend. Für vier Monate arbeitet der junge Mann in der brasilianischen Stadt.

Sein Arbeitgeber, der Nürnberger Konzern Diehl, hat ihn dorthin entsandt – und ihm den Start so leicht wie möglich gemacht: Brasilianische Kollegen kümmerten sich ums Visum, vermittelten eine Wohnung und holten ihn vom Flughafen ab.

Der 26-jährige Donhauser weiß aus Erfahrung: „In den ersten Wochen ist eine Rund- um-Betreuung sehr hilfreich.“ Bis Juli war er drei Monate in Jinan, im chinesischen Werk der Diehl-Firma Hydrometer, die Wasserzähler herstellt.

Interkulturelles Training

Seine Berufsbezeichnung: Supply-Chain-Manager. „Ich bin dafür zuständig, dass immer genügend und das richtige Material für die Produktion vorrätig ist“, erklärt er.

Donhauser ist einer von vielen „Expatriates“ – der englische Begriff für entsandte Beschäftigte – der M+E-Branche.

Solide Statistiken über die Zahl der Bundesbürger, die für ihre Firma zeitweise in die Ferne gehen, gibt es nicht. Aber: „Immer mehr Unternehmen schicken Mitarbeiter ins Ausland, auch kleinere, wie etwa Ingenieurbüros“, sagt Rainer Elsmann.

Der Versicherungsmakler hatte die Idee für das Info-Netzwerk www.mia-pp.de – und er weiß: „Was kleine Betriebe oft übersehen, das ist der Schutz im Krankheitsfall.“

Ganz wichtig ist eine Reiseversicherung, die zum Beispiel die Kosten für einen Dolmetscher beim Arzt deckt – und im Notfall einen Transport nach Hause bezahlt. Auch sonst will eine Entsendung ins Ausland so gründlich vorbereitet werden, wie Diehl es beispielhaft vormacht. Das reicht von Sprachkursen bis zum interkulturellen Training, in dem man von Besonderheiten der Länder und ihrer Einwohner erfährt.

„Den Partner ins Boot holen“

Die selbstständige Beraterin Brigitte Hild, zu deren Kunden etwa der Chemie-Konzern BASF gehört, betont außerdem: „Der Partner des Mitarbeiters sollte für die Planung von Anfang an ins Boot geholt werden.“ Die Zeit, in der die Ehefrau für einen Karriereschritt des Mannes einfach so mitgegangen ist, sei vorbei. „Es gibt immer mehr Paare, von denen beide beruflich vorankommen wollen.“

Für den Single Donhauser ist das bisher kein Thema. Ihm ist wichtiger, die Gefahren und Risiken im jeweiligen Land zu kennen. Dafür beschäftigt Diehl in der Nürnberger Zentrale einen Spezialisten: Martin Joost. Er war lange bei der Bundeswehr und dort zuletzt als Offizier der Feldjäger Experte für Sicherheit. „Brasilien haben wir nicht als Krisenland eingestuft“, so Joost, „es birgt aber dennoch einige Gefahren.“ Stichwort: Kriminalität.

Deshalb gibt er Reisenden ganz praktische Tipps: „Nicht auf der Straße telefonieren! Sonst ist man abgelenkt und wird leichter Opfer eines Überfalls.“ Böse Folgen kann es auch haben, in einer Bar seinen Drink unbeaufsichtigt zu lassen: „Das könnte jemand ausnutzen, um Betäubungsmittel reinzuschütten.“

Für alle Fälle hat Diehl eine Notrufzentrale eingerichtet, die rund um die Uhr zu erreichen ist. Allein für den Familienkonzern sind aktuell immerhin etwa 100 Expatriates in 15 Ländern im Einsatz.

„Hilfreiche Ratschläge und wenn möglich Unterstützung aus Nürnberg gibt es nicht nur nach einem Überfall“, erzählt Joost. „Auch wenn zum Beispiel der Reisepass verloren wurde. Oder, wenn ein Land wegen politischer Unruhen verlassen werden muss.“