München. Ein Blitz, ein Schreck, ein Bußgeld-Bescheid: Radarfallen sind Autofahrers Hassobjekt. Bürgermeister dagegen lieben Starenkästen und Co.: Die spülen verlässlich Millionen in klamme kommunale Kassen. Deutschlands Städte stellen daher fröhlich immer mehr Blitzer auf. Dient das noch der Verkehrssicherheit? Oder ist es bloß Abzocke?

An der Stelle kommt man ja sonst ganz gern mal mit der offiziellen Statistik. Problem: Beim Thema Radarfalle hilft die nicht. Denn wie viele Blitzer Deutschlands Straßen säumen, wie viel Geld sie einspielen – all das wird nirgendwo konsequent erfasst.

Selbst der ADAC zuckt einigermaßen ratlos mit den Schultern. „Es gibt keine amtlichen Verzeichnisse“, bedauert ein Sprecher. Aber man habe da so eine Ahnung: „Die Zahl der stationären Blitzer ist in den vergangenen Jahren wohl stark angestiegen, und auch bei den mobilen Einheiten wird kräftig nachgerüstet“, heißt es auf AKTIV-Anfrage aus der Münchner Zentrale des Automobilklubs.

In Fachkreisen kursieren zumindest Schätzungen: Bis zu 4.300 fest installierte Radarfallen sollen mittlerweile an unseren Straßenrändern auf Raser lauern. Und sie lohnen sich. Beispiel: die Autobahn 2 bei Bielefeld. Rund 400 Autofahrer werden täglich geblitzt. Der Stadt Bielefeld brachte das letztes Jahr 7 Millionen Euro. Was für ein Goldesel.

Kein Einzelfall: Glaubt man der von einer Hamburger Bürgerinitiative betriebenen Website blitzerabzocke.de, bezahlten Deutschlands Autofahrer ihre chronisch schweren Bleifüße im Jahr 2016 mit insgesamt fast 630 Millionen Euro.

Sauerei? Blitzer auf den Schrott? Das wird keiner ernsthaft fordern. Auch der ADAC nicht. „Ohne Verkehrsüberwachung geht es nicht“, so sein Sprecher. „Aber sie muss der Verkehrssicherheit dienen, nicht dem Stopfen von Haushaltslöchern.“

Fakt ist: Die Technik wird immer ausgefeilter. Ultrapräzise Laser-Messungen, über mehrere Spuren und Fahrtrichtungen – längst Standard.

Der letzte Schrei ist der mobile „Enforcement Trailer“, entwickelt von einer Firma aus Wiesbaden. Einmal platziert, knipst das 150.000 Euro teure Teil dank Hochleistungsakku fünf Tage lang fröhlich Präzisionsbilder. Und das ganz autonom, die Daten werden per Modem vollautomatisch an die Zentrale geschickt.

Seinen martialischen Namen trägt der Kasten übrigens zu Recht: Auf seiner Website preist der Hersteller ihn als schusssicher und säurefest …