Kupferzell. Busfahrer Vincenzo Tersigni lächelt vielversprechend. Dann gibt er Gas, der Bus saust los. Jetzt wundern sich in der Regel einige Passagiere. Warum brummt und dröhnt gar nichts? „Das fragen mich viele“, erzählt Tersigni verschmitzt.

Es ist der Demobus von Ziehl-Abegg in Kupferzell. Der Hersteller von Lüftungs- und Antriebstechnik hat einen rein elektrischen Busantrieb entwickelt. Damit flitzt der blaue Riese lautlos mal durch Paris, mal durch München oder mischt sich anderswo unter Linienbusse – um zu zeigen, dass Busse auch rein elektrisch fahren können. Wenn er nicht im heimischen Hohenlohe unterwegs ist, wie an diesem Tag.

Starkes Argument in der Feinstaub-Debatte

Etwa 25 Busse mit dem gleichen Antrieb sind europaweit schon unterwegs: zum Beispiel im westfälischen Münster, in Schweden und Holland. Auch der Landkreis Hohenlohe hat seit kurzem vier solche Busse, für die Landesgartenschau Öhringen, später werden sie im Linienverkehr eingesetzt.

Ralf Arnold, Geschäftsführer von Ziehl-Abegg Automotive, freut sich: „Die Zahl der reinen Elektrobusse wird sich heuer etwa vervierfachen.“ Im ersten Quartal seien so viele Antriebe bestellt worden wie im ganzen letzten Jahr. „Zurzeit entstehen viele neue Hersteller von Elektrobussen, die unseren Antrieb nutzen.“

Im Kupferzeller Motorenwerk montiert Mitarbeiter Wolfgang Herz gerade einen solchen Antrieb namens „ZAwheel“. 18 Jahre Entwicklungsarbeit stecken drin. Die zwei Motoren sitzen jeweils direkt in der Radnabe, so braucht das Fahrzeug kein Getriebe; das spart Energie. „Es ist ungeheuer spannend, so etwas herzustellen“, sagt Herz.

Geschäftsführer Arnold zeigt auf ein fertiges Produkt: „Wir liefern das komplette Achs-Antriebsmodul.“ Bis zu 400 Stück kann Ziehl-Abegg pro Jahr hier fertigen. Die Feinstaub-Debatte macht den mehrfach ausgezeichneten Elektroantrieb mit seinen null Emissionen umso interessanter. Vielfach setzen die Bus-Betreiber auch erneuerbare Energie ein – in Münster etwa Sonnenstrom. Von außen hört man 90 Prozent weniger Lärm. „Normale Busse sind beim Anfahren sehr laut“, sagt Geschäftsführer Arnold, „weil der Fahrer voll aufs Gas gehen muss.“

E-Motoren laufen auch in Computertomografen und Tiefsee-Robotern

Die Nachteile von Elektroautos sind bei Linienbussen hinfällig: Wie weit komme ich, wo gibt’s eine Ladestation? „Beim Linienbus kann man ja alles genau planen“, so Arnold.

Innovationen haben das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Künzelsau stark gemacht: Es verkauft 30.000 verschiedene Produkte in weit über 100 Ländern. Seine Elektromotoren arbeiten beispielsweise auch in Aufzügen, Computertomografen und Tiefsee-Robotern. Ziehl-Abegg macht mit 3.450 Mitarbeitern, von denen 1.950 in der Region arbeiten, einen Jahresumsatz von 447 Millionen Euro.