Bonn/Köln. Die EU-Osterweiterung, die Arbeitslosigkeit in Südeuropa, die Konflikte in aller Welt: Das sind die Gründe dafür, dass immer mehr Menschen nach Deutschland kommen. 2013 waren es 429.000, so viel wie seit zwei Jahrzehnten nicht, Wegzüge schon gegengerechnet. Für 2014 erwarten die Experten per saldo rund 500.000 Zuwanderer.

Wir fragten den renommierten Migrationsforscher Klaus Zimmermann, Wirtschaftsprofessor an der Uni Bonn: Wer kommt da eigentlich? Und: Was bringen uns die neuen Mitbürger?

Seine Antwort widerspricht so manchem Stammtisch-Vorurteil. „Der Großteil der Einwanderer findet schnell eine Stelle oder hat schon eine. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist geringer, als sie ohne Zuwanderer wäre.“

Dass Menschen aus aller Welt nach Deutschland kommen, ist laut Zimmermann auch gut für Wachstum und Wohlstand. „Das zeigen einschlägige Zahlen über den Bildungsstand der Zuwanderer und deren Integration auf dem Arbeitsmarkt.“

Die meisten Einwanderer kamen letztes Jahr aus Polen (70.000, Wegzüge schon gegengerechnet), Rumänien (50.000), Italien (32.000), Ungarn und Spanien (jeweils 24.000). Und die sind viel besser ausgebildet als früher. 29 Prozent derer, die von 2001 bis 2011 ins Land kamen, hatten einen Hochschulabschluss – aber nur 16 Prozent der Einwanderer zehn Jahre zuvor; auch bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland beträgt der Akademiker-Anteil nur 19 Prozent. Etwas mehr als jeder Fünfte arbeitet in einer hoch spezialisierten Fach- oder Führungsposition, das ist bei den Zuwanderern nicht anders als bei den Einheimischen.

Aufgrund solcher Zahlen folgert das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer Studie: „Das Zuwanderungsrecht sollte weiter liberalisiert, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse verbessert und die Willkommenskultur in Deutschland gestärkt werden.“

Freilich wächst auch die Zahl derer, die aus blanker Not ins Land kommen. In den ersten sieben Monaten 2014 wurden 84.000 Erstanträge auf politisches Asyl gestellt – 59 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und es gibt auch Armutsmigration. Laut Bundesagentur für Arbeit sind aktuell 1 Prozent aller Leistungsempfänger Rumänen und Bulgaren, weitere 2 Prozent kommen aus Südeuropa.

Zimmermann ordnet das so ein: „Diese Werte sind so gering, dass es sich nicht lohnt, sie als Problem zu betrachten.“ Ein Gesetz gegen Armutsmigration würde nur dem Image als offenes Land schaden. „Das schreckt qualifizierte Zuwanderer ab.“