Lucka. Zufrieden blickt Betriebsleiter Frank Albert auf die gigantische Ansammlung von Papierrollen im Materiallager des Wellpappenwerks Lucka: Fast 30.000 Tonnen Papier lagern hier, im nordöstlichsten Teil Thüringens. „Wir legen Wert auf Vorratshaltung und kaufen in der Regel immer dann ein, wenn die Rohware gerade günstig ist“, erklärt Albert. „Denn das spart letztlich Kosten – und wir können jederzeit jede gewünschte Wellenart produzieren.“

Die Lagerhalle ist mit modernster Technik eingerichtet: Nach der Anlieferung werden die Rollen vollautomatisch gescannt, vermessen und eingelagert, wobei der Platz computergesteuert optimal ausgenutzt werden soll. 16 Meter hoch türmen sich dann die tonnenschweren Rollen, per Kransystem aufgestapelt.

Die hohe Halle ist aber nur eines der vielen neuen Gebäude, die seit der Wende auf dem Gelände entstanden sind. Allein in den letzten drei Jahren hat Firmenchef Uwe Eikemeier 25 Millionen Euro investiert! „So langsam sind unsere Baustellen fertig“, sagt er, „und wir kommen mal zum Luftholen – das hat sich die Mannschaft auch verdient.“

Früher 60, heute 300 Mitarbeiter

1991 hatte Eikemeier den zu DDR-Zeiten „volkseigenen“ Betrieb im Altenburger Land von der Treuhand gekauft. Schon etliche Jahre hatte er zuvor Geschäftsbeziehungen zur papierverarbeitenden Industrie in Ostdeutschland gepflegt, als Eigentümer einer von seinem Vater gegründeten Kartonagenfabrik im niedersächsischen Langenhagen.

„Ich lernte die Menschen und ihre Arbeit über die Jahre immer besser kennen – und deshalb war es dann logisch, mich hier auch direkt zu engagieren“, berichtet der Unternehmer. Mit eigenem Kapital und Fördermitteln stellte er den Betrieb ganz neu auf.

Heute präsentiert sich das Werk nicht nur modern ausgerüstet, sondern auch gut vernetzt – zum einen extern, mit fünf weiteren Standorten der Gruppe, zum anderen intern: Die einzelnen Produktionsbereiche sind durch ein ausgeklügeltes Logistik-System verbunden. Und wo Eikemeier einst mit etwa 60 Beschäftigten anfing, arbeiten heute rund 300 Mitarbeiter!

Darunter sind 30 Auszubildende. Welche Chancen sie haben, zeigt das Beispiel von Ines Reimann: 1996 begann sie die Lehre zur Verpackungsmittelmechanikerin. Neben dem Braunkohlebergbau ist die Wellpappenfabrik der größte Arbeitgeber in der Gegend – „da war es für mich einfach logisch, mich hier zu bewerben“, sagt Reimann. Nun ist sie Maschinenführerin an zentraler Stelle im Betrieb, an der 160 Meter langen Wellpappenanlage. Auch ihr Ehemann arbeitet in der Produktion, aber in einer anderen Schicht: „So hat immer einer von uns Zeit für unsere drei Kinder“, sagt die 32-Jährige.

Denn produziert wird in drei Schichten, von Sonntagnacht bis Samstagfrüh – über 110  Millionen Quadratmeter Wellpappe pro Jahr. Die Palette reicht von einfacher Endloswellpappe in großen Formaten über hochwertig bedruckte Wellpappentafeln bis zu kleinen Faltschachteln mit aufwendigem Innenleben.

Vollautomatisches Hochregallager

„Wir beliefern fast ausschließlich Stammkunden“, so Betriebsleiter Albert, „die für manche Produkte sogar langfristige Lieferverträge abgeschlossen haben.“ Sagt’s und präsentiert das vollautomatische Hochregallager mit Platz für über 16.000 Paletten: „Innerhalb weniger Minuten steht die gewünschte Palette an der Rampe, ohne irgendwelche Schäden, die ja früher beim Hin- und Herräumen mit Gabelstaplern nie ganz zu vermeiden waren.“

„Technisch sind wir jetzt sehr gut gerüstet“, betont Firmenchef Eikemeier. „Jetzt wollen wir schneller und noch besser werden, alle Abläufe optimieren – dann braucht hier niemand Angst vor der Zukunft zu haben.“

Und die Mitarbeiter müssen auch nicht bangen, eines Tages plötzlich ohne Chef dazustehen: Zwei Kinder des 69-Jährigen haben bereits wichtige Jobs in der Firma.

Info

1900 gründete der Ingenieur Jakob Moll in Lucka eine Wellpappenfabrik – die nach wechselvoller Geschichte heute Herzstück der Firmengruppe Eikemeier ist. Dazu gehören außerdem die Kartonagenfabrik H. Eikemeier in Langenhagen bei Hannover, das Wellpappenwerk Gittersee in Dresden sowie enge Partnerfirmen, darunter der Onlinehändler www.packen24.de und die Druckerei Lara Print, die beide in Lucka ansässig sind. Weiterer Kooperationspartner ist eine Wellpappenfabrik im polnischen Dragacz. Die Eikemeier-Firmengruppe beschäftigt insgesamt 425 Mitarbeiter, der Umsatz lag 2011 bei rund 65 Millionen Euro.