Frankfurt. Kriegsgefahr im Nahen und Mittleren Osten – wo die Hälfte der Weltölreserven liegen. Dennoch schnellt der Ölpreis nicht in die Höhe. aktiv sprach mit Carsten Fritsch, Ölanalyst der Commerzbank, über die Gründe.

Wird durch den Konflikt das Öl auf Dauer knapp – etwa wenn der Iran die Straße von Hormus blockiert?

Europa bezieht sein Öl zwar nur zu einem geringen Anteil aus dieser Region. Bei einer Blockade der Straße von Hormus müssten sich allerdings China, Indien, Südkorea und Japan aus anderen Quellen versorgen, was auch für Europa Auswirkungen hätte. Dieses Szenario würde zu einem höheren Preis führen, ist aber sehr unwahrscheinlich.

Im Moment sehen wir ja eher sinkende Ölpreise. Warum?

Zu Jahresbeginn war die Sorge vor Knappheit am Ölmarkt kurzzeitig sichtbar. Doch die Ausbreitung des Corona-Virus, ausgehend von China, hat zu einem Stimmungsumschwung geführt. Seitdem steht der Ölpreis wegen Nachfragesorgen spürbar unter Druck.

Das ist doch bestimmt nicht der einzige Grund.

Es gibt gerade ein Überangebot an Öl. Die reichliche Versorgung war auch der Grund dafür, dass der Preisanstieg zu Jahresbeginn eher moderat ausfiel und nur von kurzer Dauer war.

Sehen wir Vorzeichen einer nachlassenden globalen Konjunktur?

Derzeit ist es eher die Sorge davor – im Ölpreis zeigt sich auch Psychologie. Den aktuellen Prognosen zufolge soll sich die Nachfrage zwar nicht überbordend dynamisch entwickeln, aber zumindest etwas besser als im Vorjahr.

Wie wird sich der Ölmarkt denn langfristig entwickeln?

Die Internationale Energieagentur erwartet, dass die globale Ölnachfrage noch bis 2025 jährlich um eine Million Barrel (159 Liter) pro Tag steigt. Dann wird sich das Wachstum verlangsamen und in den 30er Jahren nahezu zum Stillstand kommen. Gründe sind die steigende Effizienz und auch die E-Mobilität.