Wuppertal. Fahrzeuge müssen perfekt lackiert sein: Unebenheiten, „Lacknasen“, vergessene Ecken? Undenkbar! In Wuppertal testet der Lackspezialist Axalta Coating Systems, wie die Automobil-Industrie die hauseigenen Rezepturen perfekt aufbringen kann.
Im Verfahrenstechnikum, das zum Europäischen Technologiezentrum gehört, beobachten Industriemeister Volker Hackenberg und Technik-Spezialist Thorsten Jäger einen Lackierroboter.
Der trägt eine Schicht Klarlack auf ein Blech auf: „Wir simulieren hier die Situation bei unserem Kunden“, erklärt Jäger, „und finden heraus, wie er unser Produkt auf seine Fahrzeuge optimal appliziert.“ Den Vorgang werden die beiden noch oft wiederholen, immer wieder messen und diverse Einstellungen verändern, bis ihnen das Ergebnis gefällt.
Traumziel: In nur einem Durchgang ein Auto komplett lackieren
Auf 15.000 Quadratmetern werden im Zentrum Flüssiglacke für Europa, den Nahen Osten und Afrika getestet – Rezepturentwicklung sowie Prüfung von Korrosions- und Bewitterungsverhalten inklusive. Ein Highlight ist die automatisierte Lackierlinie für Pkws „einschließlich Tauchlackierung und Roboterapplikation der unterschiedlichen Lackschichten“, erklärt Jäger. „Das hat sonst keiner.“
Über 50 Millionen Euro flossen in den letzten drei Jahren in den Standort (2.000 Mitarbeiter). Pro Jahr werden gut 90.000 Tonnen Lack entwickelt und produziert: „Wir bieten einen überragenden Korrosionsschutz unserer Elektrotauchlacke bis hin zu erstklassigen Basislackfarben und Decklacken“, sagt Werkleiter Norbert Weckes.
Er weist auf die „außergewöhnliche Farbpalette“ hin, für die Axalta „auf der ganzen Welt“ bekannt sei. Und auf die umfassende Forschung.
So tüfteln Experten ständig daran, kritische Zutaten in den Farbrezepturen zu ersetzen. „Als ich hier vor 30 Jahren anfing, haben die Kollegen im Labor gerade mit der Entwicklung von Lacken auf Wasserbasis begonnen“, erinnert sich Anwendungstechniker Hans-Peter Hofmann. Die wasserbasierten Produkte sind heute Standard und ein Segen für alle, die damit arbeiten.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Effizienz: „Der Lackiervorgang verbraucht im Fahrzeugbau die meiste Energie“, berichtet Sven Radek, Leiter Verfahrenstechnik. Üblich sind vier Schichten: Grundierung, Füller, Basislack, Klarlack. Durch die Anpassung der Lacke auf die Kundenanlagen lässt sich sparen. Radek: „Mit unseren füllerlosen Systemen fallen ein ganzer Prozessschritt weg und die damit verbundenen Kosten.“
Sein Traum vom Lack der Zukunft? „In nur einem Durchgang ein Fahrzeug komplett lackieren können. Obwohl es aus unterschiedlichen Materialien wie Stahl, Aluminium und Kunststoffen besteht.“ Bei optimalem Erscheinungsbild und mit der geringstmöglichen Menge an Lack, versteht sich.