München/Augsburg. Bayerns Wirtschaft kann sich auf den Tourismus verlassen. Mehr als 39,1 Millionen Menschen haben 2018 den Freistaat besucht und 98,7 Millionen Nächte in Hotels oder Pensionen verbracht. Beide Werte sind laut Statistischem Landesamt Rekord! Damit gehört Bayern zu den führenden Reisezielen in Europa und ist das Tourismusland Nummer eins in Deutschland.

In Gaststätten und Hotellerie gibt’s folglich genug Arbeit. Doch es wird zunehmend schwieriger, Menschen zu finden, die sie auch machen. Wie die gesamte bayerische Wirtschaft, der nach Prognosen bereits 2025 rund 350.000 Fachkräfte fehlen dürften, sucht das Gastgewerbe schon heute oft vergeblich nach Mitarbeitern. Und das droht zum Riesenproblem zu werden. 

„Das Problem ist nicht die Qualität, sondern die Quantität“

„Ich habe Angst, dass die ganze Branche kollabiert“, fürchtet Johann Britsch, Inhaber des Hotel-Landgasthof Hirsch in Finningen nahe Ulm und Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in der Region Schwaben. „Wir bekommen einfach keine Leute.“

Dabei geht es Britsch nicht einmal um die Qualifikation von Bewerbern. Denn die bekomme man in Regel in den Griff, falls nötig mit internen Schulungen. „Das Problem ist nicht die Qualität, sondern die Quantität“, sagt er.

Und in Zukunft dürfte es sogar noch schwieriger werden, die gewünschte Zahl an Mitarbeitern zu finden – wegen des demografischen Wandels. Die Gesellschaft wird älter und das Potenzial an Erwerbspersonen kleiner. Hinzu kommen laut Dehoga-Mann Britsch branchenspezifische Probleme. Der Beruf des Kellners etwa habe in Deutschland ein sehr schlechtes Image, beklagt er. Junge Berufseinsteiger würden sich nach der Schule immer seltener für eine Karriere im Hotel- und Gaststättengewerbe entscheiden.

Die Branche setzt auf mehr Frauen und mehr Zuwanderer

Die Branche setzt deshalb vor allem auf zwei Entwicklungen, die weiter gestärkt werden sollen. So müsse etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch besser funktionieren. „Frauen sind für unsere Branche ein Riesenpotenzial“, sagt Britsch. Allerdings würden Mitarbeiterinnen eben nicht nur dann gebraucht, wenn ihre Kinder vormittags im Kindergarten oder in der Schule seien. Weiteres Potenzial für Fachkräfte biete die Zuwanderung. Hier müsse man die Möglichkeiten weiter verbessern.

Zwar könnte eine bessere Bezahlung bei der Rekrutierung von Mitarbeitern helfen. Denn bereits heute heuerten viele des Geldes wegen in Österreich an, so Britsch. Bayerns Betriebe seien jedoch bei den Gehältern schon an der Schmerzgrenze angelangt.

Der Branchenvertreter beklagt, dass staatliche Vorschriften den Unternehmen das Leben schwer machen würden, etwa durch das strikte Arbeitszeitgesetz und Steuervorschriften. „Ein Mitarbeiter kann in Österreich steuerfrei in seinem Hotel wohnen“, erklärt Britsch. Seine eigenen Leute müssten die Unterbringung hingegen als geldwerten Vorteil versteuern.