Friedrichshafen. Alle 18 Sekunden öffnet sich im MWS-Werk in Friedrichshafen eine Gussform – und ein neues Alu-Bauteil ist fertig. Über drei Millionen davon verlassen jedes Jahr die Fabrik, zum Beispiel Motorteile, Ölwannen oder Luftführungen für Fahrzeuge.

Die Mengen sind für Gießereien an sich nicht ungewöhnlich, für ein Werk, das ausschließlich mit Sandguss arbeitet, allerdings schon, wie Werkleiter Bernhard Anliker erläutert. Denn dem Verfahren, bei dem die Form aus Sand mit einem Bindemittel hergestellt und nur einmal verwendet wird, hafte der Ruf an, nur für kleine oder mittlere Produktserien geeignet zu sein.

320 Mitarbeiter am Standort

„Damit sich der Sandguss auch für Großaufträge rechnet, müssen die Produktionsschritte weitgehend automatisiert sein“, sagt Anliker. Friedrichshafen ist mit 320 Mitarbeitern der größte Standort der Firmengruppe.

In den riesigen Fabrikhallen bringen gerade zwei Staplerfahrer das geschmolzene Aluminium an die Formanlage, an einigen Stellen werden Sandkerne von Hand in die Formen eingelegt.

Viele Arbeitsschritte werden von Maschinen und Robotern erledigt, etwa das Gießen des flüssigen Aluminiums in die Formen. Die Zahl der „automatischen Kollegen“, wie sie Anliker schmunzelnd nennt, hat in den letzten Jahren im Friedrichshafener Werk stetig zugenommen. Auch die Weiterverarbeitung der Teile ist effizienter geworden.

Die 2004 gegründete MWS-Gruppe, die ihren Hauptsitz im österreichischen Kufstein hat, behauptet sich inzwischen als internationaler Marktführer für Aluminium-Sandguss. Die beiden deutschen Standorte, Friedrichshafen und Garching bei München, kamen erst vor drei Jahren in das mittelständische Unternehmen. Ende 2012 hatte MWS das gesamte Aluminium-Sandguss-Geschäft des schweizerischen Autozulieferers Georg Fischer AG übernommen.

Die Friedrichshafener Gießerei besteht allerdings schon seit 1909. Sie wurde ursprünglich als Zulieferer für den Zeppelin-Bau gegründet.

Großauftrag für einen Wärmetauscher läuft gerade an

Heute steht die Automobil-Industrie für MWS im Vordergrund. Viele deutsche Hersteller, vor allem aus dem Premiumbereich, werden aus Friedrichshafen beliefert. Doch Anliker und seine Entwickler arbeiten daran, auch in anderen Branchen Fuß zu fassen. Der Großauftrag eines Heizungsherstellers für einen Wärmetauscher läuft gerade an.

„Sandguss ist für Großserienaufträge nicht nur möglich, sondern bietet sogar Vorteile etwa gegenüber dem Druckguss“, so der Werkleiter. Er bringe eine deutliche Zeitersparnis von der Prototypen-Entwicklung bis zum Serienanlauf und sei flexibler, wenn Änderungen notwendig sind. Und das sei in einer Zeit, in der die Produktzyklen immer kürzer würden, ein großes Plus.