Die Macht des Nicht-Faktischen
Darf uns der Staat was vorgaukeln? Manchmal hilft’s …
Politik besteht ja zum Großteil in der Kunst, für alte Ziele immer neue Instrumente zu erfinden. Wir kennen das etwa beim sauteuren Thema „Verkehrsberuhigung“: Poller, Bremsschwellen, Plateau-Aufpflasterungen, Mittelinseln, Fahrgassenversätze und, und, und. Jetzt gibt es eine pfiffige Idee, für die man nicht viel Geld in die Hand nehmen muss. Sondern bloß drei verschiedene Eimer Farbe.
Ein paar weiße Balken, dazu etwas Hell- und Dunkelgrau – und schon erhebt sich aus der Straße ein Hindernis. Scheinbar. In Island und Österreich gibt’s das schon, nun diskutiert man darüber auch in deutschen Kommunen. Natürlich auf typisch deutsche Art: Das Bild zu Zeichen 293 in Anlage 2 zur Straßenverkehrsordnung sei doch zweidimensional, da sei der „3-D-Zebrastreifen“ rechtlich so eine Sache …
Ludwig Erhard, der Vater der Sozialen Marktwirtschaft und einstige Kanzler, sah das pragmatisch: Manchmal schaffe es der Staat auch mit Maßnahmen ohne Substanz, das Verhalten seiner Bürger geschickt zu steuern: „Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie.“