Die gute Nachricht: Es muss nicht gleich eine neue Heizung sein, wenn es in einigen Räumen nicht warm wird. Oft tut es auch eine fachmännische Feinjustierung des Heizsystems. Der sogenannte hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass den Heizkörpern genau die Menge Energie bereitgestellt wird, die sie tatsächlich brauchen. Mehr Komfort und geringere Kosten sind die Folgen. Andrea Blömer, Leiterin des Iserlohner Regionalbüros des Verbands Privater Bauherren erklärt, wie es funktioniert. Wann man die Heizung besser komplett austauschen sollte, erklären wir hier auf aktiv-online.de. 

Was ist ein hydraulischer Abgleich?

Bei einer schlecht eingestellten Anlage wärmen sich die Räume unterschiedlich gut auf. Heizkörper, die näher am Kessel liegen, werden tendenziell zu heiß, während weiter entfernt montierte Heizkörper kaum wärmen. Dazu stellen sich oft Rauschgeräusche ein und der Heizkessel springt öfter an und aus.

Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass dieses Ungleichgewicht durch eine optimale Einstellung von Pumpe und den Ventilen am Heizkörper beseitigt wird. „Es geht darum, dass jeder Heizkörper genau so viel Wasser bekommt, wie er für den jeweiligen Raum braucht“, sagt Expertin Blömer. Dazu gebe es genaue Richtwerte: „Ein Badezimmer sollte zum Beispiel bis zu 24 Grad erreichen können und ein Schlafraum 18 bis 19 Grad.“

Wie funktioniert der Abgleich?

Zunächst muss die sogenannte Heizlast ermittelt werden. Der Handwerker rechnet dabei aus, wie viel Wasser nötig ist, um das gesamte Heizungssystem zu befüllen und wie viel Wasser jeder einzelne Heizkörper braucht, um den Raum optimal zu erwärmen. Bei älteren Bestandsgebäuden wird in der Regel das einfache Verfahren angewendet, wobei der Heizbedarf der Räume mithilfe von Gebäude- und Heizdaten geschätzt wird.

Weil bei Neubauten die Datenlage meistens besser ist, kann hier das aufwendigere Verfahren zur Anwendung kommen, bei dem die Heizlast mit einem Computerprogramm exakt berechnet werden kann. „Dabei werden unter anderem auch die Wärmedämmung des Gebäudes, die Querschnitte der Rohrleitungen und die Durchflussgeschwindigkeit einbezogen“, sagt Blömer.

Anschließend werde die Heizungspumpe so eingestellt, dass sie ihre maximale Leistung genau dann erreiche, wenn alle Heizkörper voll aufgedreht sind. Damit bestimmte Heizkörper nicht zu viel oder zu wenig Wasser bekommen, müssen ihre Ventile entsprechend justiert werden. „Das geht aber nur, wenn in den Thermostatköpfen sogenannte voreinstellbare Ventile vorhanden sind“, sagt die Expertin. Ist das nicht der Fall, ist eine Nachrüstung erforderlich.

Kann man den hydraulischen Abgleich auch selbst erledigen?

Nein, lautet die eindeutige Antwort von Blömer. Dazu müsse immer ein Heizungsbaumeister beauftragt werden. Eigentlich seien die Installationsbetriebe verpflichtet, in Neubauten oder nach dem Einbau neuer Heizungsanlagen den hydraulischen Abgleich gleich zu erledigen. „Das passiert aber oft nicht automatisch“, weiß die Expertin aus Erfahrung. Bauherren sollten deshalb darauf bestehen. Im Mietverhältnis gilt: Oft erkennen Vermieter und Mieter im Gespräch beispielsweise über die individuellen Nutzungsgewohnheiten, dass sich die Heizungsanlage optimieren lässt.

Was kostet ein hydraulischer Abgleich und was kann man einsparen?

Laut Blömer sollten für die Heizlast-Berechnung sowie die Ventileinstellung in einem Einfamilienhaus etwa 300 bis 500 Euro einkalkuliert werden. Müssen voreinstellbare Ventile eingebaut werden, sind pro Heizkörper noch einmal 50 bis 70 Euro fällig. Unterm Strich könne ein durchschnittliches Einfamilienhaus für rund 1.000 Euro optimiert werden.

Die Investition lohnt sich: Das Einsparpotenzial bei den Heizkosten liege bei einem Neubau bei etwa 15 Prozent, bei einem Altbau bei circa 5 Prozent. „Für einen Einfamilienhausbesitzer machen sich 10 bis 15 Prozent durchaus bemerkbar“, sagt die Diplom-Ingenieurin. Bei einem Einfamilienhaus mittleren Alters könne die Gasrechnung um 150 Euro pro Jahr sinken. Dazu kämen geringere Stromkosten von rund 50 bis 100 Euro pro Jahr, weil die Pumpe effektiver arbeitet. Also auch für etwas ältere Gebäude lohnt sich die Investition bereits nach ein paar Jahren.

Welche staatlichen Förderungen gibt es?

Einen hydraulischen Abgleich bei Heizungsanlagen, die älter als zwei Jahre alt sind, fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ mit 20 Prozent der Kosten. Wer ganze Heizungsanlagen austauscht, kann je nach Umfang des Eingriffs 30 bis 45 Prozent von der Bafa erstattet bekommen. „Der Betrag wird daran gekoppelt, dass der hydraulische Abgleich nachgewiesen wird“, sagt Blömer. Auf aktiv-online.de können Sie noch mehr über den Austausch von Heizungsanlagen und die staatliche Förderung erfahren.

Tobias Christ
Autor

Nach seinem Germanistik-Studium in Siegen und Köln arbeitete Tobias Christ als Redakteur und Pauschalist bei Tageszeitungen wie der „Siegener Zeitung“ oder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derzeit schreibt er als freier Journalist Beiträge für Print- oder Onlinemedien. Für aktiv recherchiert er vor allem Ratgeberartikel, etwa rund um die Themen Mobilität und Arbeitsrecht. Privat wandert der Kölner gern oder treibt sich auf Oldtimermessen herum.

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