Titisee-Neustadt. Martin Trenkle hält sein Ohr an eine Kuckucksuhr und horcht. „Ticktack, ticktack“, klingt es aus dem mit Schnitzereien reich verzierten Holzgehäuse. Ohne das Okay des Chefuhrmachers verlässt kein Exemplar die Uhrenfabrik. Hönes gilt als Weltmarktführer bei den Schwarzwälder Kuckucksuhren: 35.000 Stück wurden 2015 aus Neustadt in alle Welt verkauft – bis nach Südamerika und Australien.
Chinesen lieben romantische Modelle
„2015 war ein sehr, sehr gutes Jahr“, sagt Vertriebsleiter Christian Schwarz. Das sei vor allem Touristen aus China zu verdanken, die für Schwarzwald-Romantik teilweise tief in die Tasche greifen. Über 1.000 Euro kann eine Uhr kosten, die nach dem Kuckucksruf noch „Edelweiß“ oder „Mein Vater war ein Wandersmann“ spielt und die Holzfigürchen bewegt. Dann dreht sich das Wasserrad, ein Schwarzwaldmädel läutet die Glocke, oder ein Bursch fensterlt hinauf zu seiner Maid.
„Ein typischeres Produkt aus Deutschland als die Kuckucksuhr gibt es gar nicht“, findet Schwarz. „Handmade in Germany“ sei das beste Verkaufsargument für die vorwiegend ausländischen Käufer. Gehäuse und Schnitzereien werden von Hand gefertigt – traditionell in Heimarbeit im Schwarzwald, wo auch die meisten Lieferanten zu Hause sind.
Auch die mechanischen Präzisionsuhrwerke kommen aus der Region. Unter den 22 Hönes-Mitarbeitern sind 6 Uhrmacher. Sie stammen aus den verschiedensten Berufen, vom Glaser bis zum Elektroniker, und werden bei Hönes von der Pike auf ausgebildet. „Die Leute, die wir hier brauchen, gibt es auf dem Markt nicht“, erklärt Vertriebsleiter Schwarz. Jeder Uhrmacher hat seine eigene Werkstatt, in der er die Uhren dekoriert und alles feinjustiert – damit sie richtig ticken und die kleinen Blasebalge den Pfeifen das stimmige „Kuckuck, kuckuck“ entlocken.
450 verschiedene Modelle hat Hönes im Angebot, vom Einsteigermodell für rund 120 Euro bis zur über zwei Meter hohen Standuhr für an die 20 000 Euro. Auch extravagante minimalistische Uhren sind im Sortiment, der Markt freilich liebt es traditionell.
Das Unternehmen hat Service-Stationen in der ganzen Welt
Für die Entwürfe ist Firmenchef Wolfgang Trenkle zuständig. Er richtete die Fabrik seit 1984 international aus. Heute gibt es ein weltweites Netz an Vertriebspartnern und Servicestationen.
Bis zur Finanzkrise 2008 wurde ein Großteil der Uhren in die USA verkauft, dann brachen die Umsätze ein, und das Unternehmen musste erstmals Kurzarbeit anmelden.
Dass es schnell wieder aufwärtsging, ist dem erfolgreichen Aufbau neuer Märkte wie Brasilien und China zu verdanken. Zunehmend ist die Schwarzwälder Kuckucksuhr in Indien gefragt. Mit kleinen Abstrichen an die traditionelle Handwerkskunst allerdings, denn die Inder ticken etwas anders: Statt der Pendeluhr zum Aufziehen kaufen sie Modelle mit Quarzuhrwerk.