Leuna. In dieser Umgebung fühlt man sich fast wie im „Raumschiff Enterprise“: Futuristische Räume, funktionale Möbel, flirrende Mega-Bildschirme, Tastaturen, Tablets prägen das Bild der neuen zentralen Leitwarte des Chemiestandorts Leuna.
Hightech wird hier in Sachsen-Anhalt zur Normalität. Fünf Menschen steuern dank neuester IT-Technik einen komplexen Apparat aus Kraft-, Wasser-, Kühl- und Klärwerken.
Sie regeln damit die Versorgung von über 100 Firmen mit Strom, Erdgas, Dampf, Wasser und Druckluft über ein Rohrleitungs- und Energienetz. Sicher, problemlos und genauso, wie es jeder der Betriebe braucht. „So sieht die Zukunft aus“, sagt Mark Muschick vom Standortbetreiber InfraLeuna. Sein Team hat das „Projekt Zentralwarte“ unter dem Aspekt 4.0 mitgestaltet, bei laufendem Betrieb umgesetzt und vor einem Jahr in Betrieb genommen.
Abläufe straffen, bessere Kommunikation
Worum es geht? Muschick hat die Fakten im Handumdrehen parat: „Die bislang dezentral im Chemiestandort liegenden Leitwarten von Energie- und Wasseranlagen zusammenführen, die Kommunikation des Personals untereinander verbessern, Handlungsabläufe straffen, Reaktionszeiten optimieren und die Versorgungssicherheit gewährleisten.“
Unzählige Informationen laufen jetzt in der neuen Leitwarte ein, werden automatisch gewichtet, gefiltert und verarbeitet, damit alles reibungslos funktioniert. Der Mensch überwacht den Prozess und greift nur ein, wenn etwas nicht nach Plan läuft. „Die Investition hat sich gelohnt“, so der Projektleiter.
Mittlerweile haben die gut 50 Mitarbeiter, die bei InfraLeuna rund um die zentrale Leitwarte beschäftigt sind, gute Erfahrungen mit dem neuen Leitstand gesammelt. „Technik und Handling sind überzeugend. Wir haben mit dem Einsatz dieser Technik eine elegante Lösung für unsere Anforderungen gefunden“, betont Muschick.
Verantwortlich bleibt der Mensch
Ein Selbstläufer ist die neue Leitwarte aber nicht, sagt er. Man habe vorher in die entsprechende Infrastruktur im Chemiepark investiert, etwa Zehn-Gigabit-Leitungen, die den Unternehmen am Standort für ihre 4.0-Projekte zur Verfügung stehen. Auch Software musste angepasst, Systeme mussten miteinander verzahnt und Bedienoberflächen neu gestaltet werden.
Entscheidend sei aber, bei solchen Projekten die Mitarbeiter einzubinden, so Muschick. „Sie müssen die Technik beherrschen.“ Denn trotz aller Digitalisierung: Am Ende trägt immer ein Mensch die Verantwortung.
Schon gewusst?

So optimiert Leuna den Energieverbrauch
- Über 100 Unternehmen mit rund 9.000 Beschäftigten arbeiten am Chemie-Standort Leuna. Die brauchen Jahr für Jahr ausreichend Energie für die Produktion.
- Ein Teil des benötigten Dampfs etwa kommt über ein sogenanntes „Mitteldruckdampfversorgungssystem“. Das arbeitet unternehmensübergreifend und wurde mit dem „Energy Efficiency Award 2015“ prämiert.
- Das System senkt den Energieverbrauch am Standort pro Jahr um rund 177 Millionen Kilowattstunden.
- Das spart Energiekosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro pro Jahr und senkt den Ausstoß von Klimagas jährlich um mehr als 51.000 Tonnen.