Wangen/Koblenz/Bremen/Jena/Wetzlar. Ein Mann wird in Hamburg-Eppendorf ermordet. Anwohner hören Schüsse, finden das Opfer in einem Treppenhaus. Das war im letzten Sommer. Wie im Krimi rückt erst einmal die Spurensicherung an. Die Profis stellen einen 3-D-Scanner auf, made in Germany. Mit diesem und anderen Geräten aus unserer Industrie lässt sich auch in der Forensik Erstaunliches anstellen und herausfinden.

Der Tatort wird oft mit 3-D-Scannern erfasst

In Fernsehkrimis werden viele Mordschauplätze noch per Lineal vermessen. In der Realität greifen die Kommissare aber oft zum 3-D-Laserscanner, wie bei dem Mord in Hamburg. Der tastet alles ab und erzeugt in weniger als zwei Minuten die Punktewolke für ein dreidimensionales Modell. Jedes Detail ist erfasst. Von der Position des Opfers bis zur Kippe im Aschenbecher.

Jörg Meixner vom Allgäuer Hersteller Zoller+Fröhlich sagt: „Inzwischen arbeiten alle westdeutschen Landeskriminalämter mit unserem Scanner.“ Das rund 80.000 Euro teure Gerät aus Wangen wird in viele Länder exportiert. Haupteinsatzbereich ist allerdings die Industrie: „Unsere Geräte werden dort für Vermessungen verwendet, auch bei Crashtests“, sagt Meixner.

Fingerabdrücke werden künftig blitzschnell per Laser eingesammelt

Der ehemalige Industrie-Mitarbeiter Jürgen Marx hat ein Gerät erfunden, das die Erfassung von Fingerabdrücken revolutioniert. Der 55-Jährige war lange beim Lebensmittelkonzern Mars beschäftigt und weiß, wie man berührungslos Oberflächen nach bestimmten Stoffen scannen kann. Während die Polizei noch Fingerabdrücke mit Kohlestaub bepinselt, hat der Koblenzer einen Laserscanner entwickelt, der die Arbeit automatisch erledigt! Bald wird er von dem Start-up Scanovis in Serie produziert.

„Die Nachfrage beim Bundeskriminalamt ist groß“, freut sich der Erfinder. „Dort läuft demnächst ein Feldversuch an.“ Der neue Scanner findet Fingerabdrücke, die nicht sichtbar sind, und erfasst sie digital. Was bisher bis zu 36 Stunden dauerte, geht damit in weniger als einer Minute. Wertvolle Zeit.

An einem Haar lässt sich ablesen, wo jemand gelebt hat

Werden Leichenteile gefunden, so ist oft unklar, von wem sie stammen. Mit der Isotopen-Analyse etwa eines Knochensplitters oder eines Haars lässt sich herausfinden, wo der Tote geboren wurde und gelebt hat, und sogar, welche Ernährungsgewohnheiten er hatte. Dazu braucht man ein Massenspektrometer. Spezialist dafür ist Thermo Fisher Scientific in Bremen. Mit Geräten dieses Unternehmens untersuchen Kriminologen in Fundstücken die Zusammensetzung der Isotope, das sind winzige Teile in chemischen Elementen. Die sind je nach Region unterschiedlich angeordnet. So erzählt ein Haar, wo sein Träger zur Welt kam und zuletzt gewohnt hat.

Mikroskope finden DNA-Spuren selbst nach 60-Grad-Wäsche

Ohne Hightech-Mikroskope wäre die Spurensicherung aufgeschmissen. Gefragt sind etwa Geräte von Jenoptik aus Jena und Leica Microsystems aus Wetzlar (Hessen). Und von der Carl Zeiss Microscopy GmbH, auch aus Jena: Damit kann man bei Sexualdelikten sogar dann noch Spermienzellen auf Kleidern finden, wenn die schon zweimal bei 60 Grad in der Waschmaschine waren! So lässt sich die DNA des Täters bestimmen.

Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts, sagt: „Mit immer sensibleren Methoden können wir heute Spuren auswerten, die zuvor nicht nutzbar waren, und so mitunter Straftaten aufklären, die Jahrzehnte zurückliegen.“ Die Aufklärungsquote bei Mord und Totschlag liegt übrigens bei rund 95 Prozent.