München/Ingolstadt/Erlangen. Sprachstörungen, einseitige Lähmung, Übelkeit: Diese Symptome können auf einen Schlaganfall hinweisen. Alle drei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall, Bayern zählt 50.000 Fälle im Jahr. Die Betroffenen brauchen schnelle Hilfe von Spezialisten. Ist die nächste Spezialklinik weit entfernt, kann Telemedizin helfen: online, per Videoschaltung vom Krankenhaus zu einem Facharzt mit entsprechender Zusatzqualifikation.

13 Millionen Euro steckt Bayern in die Telemedizin

Der Freistaat setzt auf solche E-Health-Lösungen, also elektronische Gesundheitsversorgung mittels digitaler Technik. 13 Millionen Euro hat die bayerische Staatsregierung seit 1995 in rund 60 Telemedizin-Projekte investiert, die direkt den Patienten zugutekommen. So will man in allen Landesteilen flächendeckend Zugang zu medizinischem Fachwissen und guter Versorgung schaffen. Bis 2022 fließen im Rahmen der Zukunftsstrategie „Bayern Digital“ weitere 6 Milliarden Euro in die Digitalisierung, auch im Gesundheitswesen.

Facharzt behandelt aus der Ferne per Video

Schon jetzt hat sich einiges getan. Sieben Netzwerke für Telemedizin mit unterschiedlichen medizinischen Schwerpunkten wurden eingerichtet. Eines davon ist „Steno“ in Nordbayern.

Unter der Leitung des Universitätsklinikums Erlangen arbeiten drei Spezialzentren in der Versorgung von Schlaganfall-Patienten mit Krankenhäusern in der Region zusammen. Mittels Telekonsultation haben die Einwohner in Franken und der Oberpfalz im Notfall so rund um die Uhr Zugang zu medizinischen Experten. Das Netzwerk versorgt etwa 12.500 Patienten pro Jahr. Ärzte und Patienten können sich dabei am Bildschirm sehen und miteinander sprechen.

Die computergestützte Fernuntersuchung ist nur ein Beispiel, wie man Medizintechnik und elektronische Kommunikation kombinieren kann, um Diagnose, Therapie und Vorsorge zu verbessern. Auch der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft sieht in seiner Studie „Gesundheit und Medizin“ große Chancen für die Telemedizin, etwa die „Sprechstunde im Internet“. Voraussetzung dafür war die Lockerung des Fernbehandlungsverbots: Ärzte dürfen Patienten nun online beraten, auch wenn sie vorher keinen persönlichen Kontakt zu ihnen hatten. Das spart Zeit und lange Wege, auch in der weiteren Behandlung.

Diabetiker können ihre Werte per Telemonitoring leichter kontrollieren lassen

Der Arzt kann etwa eine Therapie am Bildschirm erklären oder aus der Ferne begutachten, wie eine Wunde nach einer Operation verheilt. Der Patient muss dazu nicht extra in die Praxis kommen. Auch chronisch erkrankte Menschen profitieren von den neuen technischen Lösungen. Diabetiker oder Herzpatienten etwa können ihre Werte per Telemonitoring mit wenig Aufwand regelmäßig vom Hausarzt kontrollieren lassen.

Die staatlich geförderte Telemed-Allianz in Ingolstadt
(bayerische-telemedallianz.de) bringt erfolgreiche Ansätze zusammen und sorgt für Austausch zwischen Gesundheitswesen, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Im Online-Portal „Gesundheit Digital“ listet sie öffentlich zugänglich mehr als 200 E-Health-Projekte auf, vom elektronischen Aktensystem bis zur Gesundheits-App.

Künstliche Intelligenz erkennt Tumore

Die besten Ideen werden jährlich mit dem Bayerischen Innovationspreis für Gesundheit ausgezeichnet. 2019 erhielt „deepc“ den ersten Preis, ein automatisiertes System zur Diagnose, das mit künstlicher Intelligenz krankes von gesundem Gewebe unterscheiden kann.