Frankfurt. Sie heißen Baymax, wie der Hightech-Held im Film, oder schlicht Kurt und Claus. Für manche Mitarbeiter in den hessischen Werken des Automobilzulieferers Continental ist die Zusammenarbeit mit Robotern schon so selbstverständlich, dass sie ihnen sogar Namen geben. „Für uns ist das das beste Zeichen für Akzeptanz“, sagt Jürgen Martin, Werkleiter von Continental in Karben.

Die Maschinen übernehmen ermüdende und schwere Arbeiten, sodass sich die Mitarbeiter auf andere Aufgaben konzentrieren können. Die Produktivität und Effizienz wird gesteigert, und das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit. „Dadurch konnten wir viele Aufträge innerhalb unseres Konzerns nach Hessen holen“, betont Reiner Liebl-Blöchinger, Betriebsratsvorsitzender am Continental-Entwicklungsstandort Schwalbach.

Beim ersten Zukunftskongress, zu dem der Arbeitgeberverband Hessenmetall und die IG Metall gemeinsam eingeladen hatten, berichteten Martin und Liebl-Blöchinger, wie ihre Standorte dank zunehmender Digitalisierung wettbewerbsfähiger wurden und Innovation beschleunigen.

Sie erläuterten auf der Veranstaltung eines von vier Fallbeispielen, die zeigen, wie sich Arbeit, Arbeitsbeziehungen, Tätigkeiten, Kompetenzen und der Produktivitätsfortschritt im Zuge von Industrie 4.0 verändern. So entwickelt Bosch Rexroth Prozessverbesserungen für Eigenanwendungen, um sie dann auch zu verkaufen.

Limtronik in Limburg vermietet seine smarte Fabrik als Management-System, das die selbstständige Zusammenarbeit von Anlagen und Maschinen steuert. Die Speedfactory von Oechsler in Ansbach holt für Adidas Teile der nach Asien abgewanderten Schuhproduktion nach Deutschland zurück, weil durch die Kooperation von Mensch und Maschine Produktionsprozesse extrem beschleunigt werden konnten und man mit deutlich weniger manuellen Fertigungsschritten auskommt.

4 Millionen Euro für den digitalen Wandel

Rund 200 Betriebsräte und Unternehmer waren Ende September in die Union-Halle in Frankfurt gekommen, um sich über solche Beispiele und die damit verbundenen Chancen und Risiken der digitalen Revolution auszutauschen.

„Wir wollen als Tarifpartner eine offene Diskussion beginnen, Gemeinsamkeiten ausloten, über gegensätzliche Positionen streiten und auch mit der Politik ins Gespräch kommen“, erklärte der Hessenmetall-Vorsitzende Wolf Matthias Mang. „So wollen wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und die Chancen für den Standort bestmöglich erhöhen“, ergänzte Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte.

Auch Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, sieht in der Digitalisierung eine große Chance: „Wir haben eine gute Ausgangslage, um die Herausforderungen zu gestalten, aber wir müssen sie jetzt auch anpacken.“

Die Hessische Landesregierung stellt im kommenden Jahr rund 4 Millionen Euro bereit, um den digitalen Wandel zu begleiten. Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir erläutert: „Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung für mehr Lebensqualität und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung erschließen.“

Hier gibt es weitere Infos und Filme zum Zukunftskongress:

hessenmetall.de