Frankfurt. Die hessische Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) ist in ihre zweite Tarifrunde innerhalb eines Jahres gestartet: mit einem ersten Tarifrundengespräch des Arbeitgeberverbands Hessenmetall am 26. Oktober im Verbandshaus in Frankfurt.

Die überwiegende Zahl der Teilnehmer war wie auch bei den Folgegesprächen in Kassel und Wetzlar aufgrund der aktuellen Situation online zugeschaltet. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie hatten sich die Tarifpartner im März auf einen der Situation angemessenen Krisen-Tarifabschluss geeinigt mit einer verkürzten Laufzeit, die am 31. Dezember 2020 endet.

Krisen-Mix aus Corona und Strukturwandel

Am 17. Dezember treffen sich deshalb die Sozialpartner zur ersten Tarifverhandlung für das Tarifgebiet M+E Mitte und damit für die rund 370.000 Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Doch entgegen der Hoffnung wird auch diese Runde wie schon zu Beginn des Jahres durch den Krisen-Mix aus Strukturwandel und beschleunigender Corona-Pandemie geprägt werden. Einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage gab Professor Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Schon im Jahr 2019 war die Branche in einer Rezession. Nach einem historisch schlechten ersten Halbjahr war die M+E-Produktion im zweiten Quartal 2020 so niedrig wie während der Finanzkrise 2009. Und 2020 verzeichnet die Branche ihr historisch schlechtestes erstes Halbjahr mit einem Umsatzrückgang von 14,2 Prozent und und einem Minus von 17 Prozent bei den Aufträgen.

Kein Verteilungsspielraum für Lohnsteigerungen

Wie Oliver Barta, Vice President Human Resources von Bosch Thermotechnik in Wetzlar und Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands Hessenmetall, betonte, orientiert man sich in Tarifverhandlungen an Produktivität und Inflation. In den letzten zehn Jahren seien die Entgelte um 30 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um 3 Prozent.

Von Januar bis August 2020 sei die Produktivität bei M+E um 8,1 Prozent gesunken, die Inflationsrate betrug minus 0,2 Prozent. Barta: „Daraus ergibt sich doch, dass jetzt ein Beitrag der Beschäftigten angezeigt ist – wir jedenfalls keinen Verteilungsspielraum für Lohnsteigerungen haben. Selbst eine Nullrunde wäre darum schon ein Kompromiss.“