„Wir brauchen eine politische Agenda, die Reformen und Investitionen ent fesselt, die in Deutschland Ökologie und Ökonomie in eine international wettbewerbsfähige Balance bringt!“ Mit diesen Worten brachte Unternehmerpräsident Wolf Matthias Mang die Forderungen der hessischen Wirtschaft gleich zu Beginn des hessischen Unternehmertags genau auf den Punkt und traf damit den Nerv des Auditoriums.

Über 1.000 Vertreter aus Unternehmen, Verbänden und Politik waren zu dem Spitzen-Event der hessischen Wirtschaft gekommen, das am 29. Oktober im Wiesbadener Kurhaus stattfand. Neben Mang sprachen auch der hessische Ministerpräsident Boris Rhein sowie Dr. Alexander von Preen, Vorstandsvorsitzender von Intersport Deutschland und Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE). Alle drei gaben richtungsweisende Impulse zu Erfolgen und Herausforderungen, die die Unternehmen aktuell beschäftigen.

Ihre Devise und Leitmotiv des Abends: Jetzt handeln! Denn Rezession und rückläufige Investitionen zeigen, der Standort und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen müssen gestärkt werden. Effiziente Bürokratie, unkomplizierte Genehmigungsverfahren, eine nachhaltige Bildungspolitik und zukunftsorientierte Sozial- und Steuerreformen sind hierfür entscheidend.

„Wirtschaftswunder sind noch seltener als Einhörner“

Wie Mang betonte, hätten sich auch Unternehmer ein grünes Wirtschaftswunder gewünscht. „Aber wir mussten sehr früh feststellen, dass es nur Gerede aus Berlin war. Wirtschaftswunder sind eben noch seltener als Einhörner, und es sind die Unternehmen, die mit neuen Ideen und unermüdlichem Einsatz die Wirtschaft vorantreiben.“

Sie schaffen Arbeitsplätze und entwickeln neue Technologien. Doch es fehlten jetzt die richtigen Rahmenbedingungen und eine Politik, die diesen Mut belohne, Innovationen unterstütze und Wachstum schaffe. Der Unternehmerpräsident: „Es ist höchste Zeit zu handeln und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.“

Rückendeckung bekam er dafür vom hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein. Wie er betonte, seien alle Industrienationen 2023 gewachsen, nur Deutschland schrumpfe seit Jahren. Dass alle paar Minuten eine Firma Insolvenz anmelden müsse, habe auch damit zu tun, dass manche vom Staat vorgegebenen Rahmenbedingungen nicht mehr passen.

Rhein lobte insbesondere die oft inhabergeführten, selbstständigen und mittelständischen Unternehmen. Sie riefen nie zuerst nach Staatshilfen, sondern investierten auf eigene Rechnung und lebten Werte und Ideale wie Verantwortung und Freiheit vor. Der Ministerpräsident: „Vor allem die Familienunternehmen haben mit diesem Verständnis von Wirtschaft, Markt und Wettbewerb Deutschland stark und stabil gemacht. Sie machen als Rückgrat unserer Volkswirtschaft unseren Wohlstand größer und sorgen dafür, dass der Laden läuft.“

Einzelhandel setzt auf mehr Digitalisierung und KI

Wie sich die Handelsunternehmen in dem aktuellen Spannungsfeld der Wirtschaft bewähren, erläuterte Gastredner Dr. Alexander von Preen. Der HDE-Präsident betonte, dass der Einzelhandel dem vorherrschenden hohen Wettbewerbsdruck auch durch den Online-Handel durch stetige Weiterentwicklung und Innovation begegne und selbst Treiber für Innovationen werde.

Durch die Chancen der Digitalisierung trotze der Einzelhandel den Herausforderungen der Gegenwart. Mit einem höheren Digitalisierungsgrad und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz können zukunftsgerichtete Lösungen gefunden werden. Digitale Tools und KI-basierte Systeme ermöglichen effizientere Arbeitsprozesse, verbessern die Kundenbindung und entlasten die Mitarbeitenden. Doch auch er forderte bessere Rahmenbedingungen. „Wir haben einen Wirtschaftsminister, der das Handeln in Deutschland wirklich schwierig macht, während chinesischen Handelsplattformen wie Temu oder Shein alle Tore offenstehen“, so von Preen.

Also: Gemeinsam jetzt handeln! Denn es kann nicht sein, so Mang, dass sich Deutschland am Ende zum Freilichtmuseum für Industriekultur zwischen Asien und den USA wandelt, grün und arm, aber dank Riesling und Burgruinen sexy für Touristen aus aller Welt.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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