Aufbruchstimmung herrschte beim Hessenforum kürzlich im Haus der Wirtschaft in Frankfurt. So betonte der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbands Hessenmetall, Wolf Matthias Mang, dass die hessische Metall-, Elektro- und IT-Industrie nicht irgendein Sektor sei, sondern „Rückgrat, Taktgeber und Innovationsmotor und damit Fundament der Wertschöpfungskette“.

Damit das so bleibt und sie die Zukunft gestalten könne, brauche man den Raum dafür und bessere Standortbedingungen. Mang: „Wir haben Kurs gesetzt und können gerade keinen Gegenwind gebrauchen.“

Hessen ist stark in Schlüsseltechnologien

Warum die Branche mit mehr Rückenwind positiv die Zukunft angehen kann, erläuterten Hanno Kempermann, Geschäftsführer des Wirtschaftsforschungsunternehmens IW Consult in Köln, sowie Uwe Bartmann, CEO von Siemens. Denn, so Kempermann, viele hessische Unternehmen beherrschen bereits die Technologien für ein neues Zeitalter.

Das Bundesland ist stark in Schlüsseltechnologien wie KI, Plattformen und Cloud Computing und liegt in Bereichen wie autonome Fertigung, Echtzeitverarbeitung und intelligente Fabrik durchgängig über dem Bundesdurchschnitt.

Dieses Potenzial müsse nun mit einem wuchtigen Investitionsschub entfesselt werden, um wieder vorn zu sein. Dafür komme es auf bessere Rahmenbedingungen an, etwa durch Bürokratieabbau. „Wir müssen dieses Rennen gewinnen“, betonte Kempermann und griff dabei das Motto des Extremseglers Boris Herrmann auf, der sich für den Klima- und Meeresschutz engagiert.

Bei Siemens erweist sich bereits die Kombination von Hardware und Software als Erfolgsrezept. Der Konzern liegt bei KI-Patenten weltweit unter den Top-Drei-Unternehmen.

Uwe Bartmann: „Unsere riesige Menge an Industriedaten und die große Menge an fleißigen Menschen, die hier arbeiten, stimmen uns zuversichtlich, dass wir an der Spitze bleiben werden.“ Allerdings müsse auch ein Umdenken stattfinden: „Wir müssen Industriedaten zusammenführen und sie teilen. Nur so haben wir die Chance, bei der KI-Produktion in der Weltspitze zu sein.“

Wie intensiv Unternehmen die Digitalisierung bereits nutzen, zeigte sich bei der Podiumsdiskussion. Steffen Friedrich, Personalchef der Schunk Group in Heuchelheim, berichtete, dass Digitalisierung und KI zum Anspruch des Unternehmens als Technologieführer gehören: „Zudem helfen sie, Prozesse und Abläufe kontinuierlich zu verbessern.“

Laut Dirk Siebels, Personalchef Automotive Deutschland von Continental in Frankfurt, habe man alles, um international erfolgreich zu sein: „Aber wir brauchen auch die richtigen Rahmenbedingungen, die uns unterstützen und nicht behindern.“

Auch eine Gießerei arbeitet mit KI

Die exportstarke Fritz Werner Industrieausrüstungen leidet unter der Bürokratie, weil gute Aufträge dadurch an ausländische Wettbewerber gehen. Geschäftsführer Dr. Detlev Jansen: „Lange Genehmigungszeiten behindern sogar den Einsatz von KI.“ Und Breyden in Breidenbach ist führend bei innovativen Automobilbremsscheiben. „Und auch ein klassischer Gießereibetrieb wie wir wächst in das Thema KI hinein, um zum Beispiel unsere vielen Daten besser nutzen zu können“, so Christine Knops, Produktionsleiterin Kernmacherei.

Christina Kraus, CRO und Gründerin meshcloud, unterstützt Firmen bei der unkomplizierten und sicheren Nutzung von Clouds und ebnet damit auch den Weg zum Umgang mit KI. „Sie ist ein Schlüssel für Veränderung und Effizienz“, so Kraus.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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